Blinde Flecken: Diversität und Geschlechtergerechtigkeit in Stiftungen
Stiftungen haben blinde Flecken, Aspekte, die sie nicht wahrnehmen können oder wollen. Teresa Bücker, Chefredakteurin von edition F, weist uns auf Defizite bei Diversität und Geschlechtergerechtigkeit hin.
Blinde Flecken sind Herausforderung und Chance zugleich. Sie zeigen einem, was man nicht sehen wollte und geben zugleich einen Hinweis, wo es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Im Rahmen des Deutschen StiftungsTages hatte der Bundesverband Deutscher Stiftungen fünf Gäste eingeladen und gefragt, wo unsere Blinden Flecke liegen. Teresa Bücker, Chefredakteurin von edition F, machte uns auf den Blinden Fleck Diversität und Geschlechtergerechtigkeit aufmerksam.
Männerdominanz in Leitungspositionen
Teresa Bücker forderte Stiftungen auf, „Diversität in die Arbeit konkret zu verankern“. In Deutschland, so Bücker, „laufen Debatten über Diversität langsam und verhalten.“ Auch werde das Thema immer noch auf das Geschlecht reduziert: „In der deutschen Diskussion sind wir gerade einmal da angekommen, uns über das Thema Geschlecht zu unterhalten. Das ist sicherlich ein Thema. Das reicht aber nicht.“
Nach Ansicht von Bücker sehe der Stiftungssektor aber schon bei dem Thema Geschlechterverhältnis nicht wirklich gut aus. Laut einer aktuellen Erhebung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen seien gerade einmal drei Geschäftsführerinnen in den Top 35 Stiftungen zu finden. Und auch in anderen Gremien gebe es eine hohe Männerdominanz, so Bücker weiter. „Wenn Stiftungen sich aber als wichtigen Teil der Gesellschaft verorten und auch ein Gegengewicht zur Wirtschaft und Politik bilden möchten, dann sollten sie auch den Anspruch haben, beim Thema Geschlechtervielfalt und Diversität wirklich weit voranzugehen und nicht hinter anderen Gesellschaftsbereichen zurückzubleiben.“
Sehen Sie hier den ganzen Beitrag von Teresa Bücker:
Haben wir verstanden?
Die anschließende Diskussion zeigt, dass es auch im Stiftungsbereich zahlreiche Blinde Flecken gibt. Zugleich wurde aber deutlich, wie wichtig die Auseinandersetzung damit ist. Denn nur, wer sich seinen Schatten stellt und Kritik nicht als Kritik, sondern als Ausgangspunkt einer gemeinsamen Reflexion versteht, kann sich weiterentwickeln und damit auch Dinge verändern. Daher an Sie die Aufforderung und Frage:
- Wo gibt es Ihrer Meinung nach noch weitere Blinde Flecken?
- Wo sollen und wo müssen sich Stiftungen Ihrer Meinung nach mehr engagieren?
- Wo und wie müssen wir auf dem #DST20 in Leipzig (weiter-)diskutieren?
Was denken Sie? Diskutieren Sie hier mit uns:
Zur Person
Teresa Bücker, auch bekannt unter ihrem Twitter-Namen „fraeulein_tessa“, ist Journalistin sowie Netz- und Frauenrechtsaktivistin. Sie studierte Veterinärmedizin, Publizistik, Psychologie und Politik. 2007 begann Bücker zu bloggen. Seit 2008 hat sie für diverse Medien gearbeitet und geschrieben, u.a. für den Freitag, die FAZ und die ZEIT. Zwischen 2017 und 2019 war Bücker Chefredakteurin von Edition F, einem feministischen Online-Magazin.
Weitere blinden Flecken in der Stiftungslandschaft
Wo lohnt es sich, genauer hinzuschauen? Wir haben fünf Gäste eingeladen und gefragt, wo die blinden Flecken in der Stiftungslandschaft liegen.
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