Frauen in Stiftungen arbeiten deutlich häufiger in Teilzeit als ihre Kollegen
Weitere Befragungsergebnisse zum Thema Personal in Stiftungen liefert der aktuelle Stiftungsfokus Nr. 13.
Liebe Stiftungsfreundinnen, liebe Stiftungsfreunde,
kürzlich hat der Bundesverband Deutscher Stiftungen aktuelle Befragungsergebnisse zum Thema Personal in Stiftungen veröffentlicht. Der Stiftungsfokus liefert auch wertvolle Informationen zu den Bereichen Gender und Diversity. Eine kleine Auswahl möchte ich Ihnen hier kurz vorstellen.
Frauen in Stiftungen arbeiten deutlich häufiger in Teilzeit als ihre Kollegen
Betrachtet man nur die Stiftungen, die über hauptamtliche Mitarbeitende verfügen, so arbeiten unterhalb der Führungsebene in diesen Stiftungen deutlich mehr Frauen als Männer. Frauen sind wesentlich häufiger in Teilzeit beschäftigt als ihre Kollegen. Auf der hauptamtlichen Geschäftsführungsebene sprechen die Arbeitszeitmodelle eine noch deutlichere Sprache: Besteht die Geschäftsführung nur aus Frauen, liegt der Anteil der Teilzeitstellen bei fast 60 Prozent, ist sie rein männlich besetzt, dagegen bei unter 20 Prozent.
Es gibt sicher viele Gründe für reduzierte Arbeitszeiten: die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nur einer und der am schnellsten genannte. Aber wenn wir das Thema darauf reduzierten, würden wir es uns zu leicht machen. Denn zum einen sollte das wahrlich nicht nur eine Aufgabe für Frauen sein. Vor allem aber gibt es viele andere Gründe für sogenannte Teilzeitarbeit: Art und Umfang der Finanzierung von Projekten insbesondere, aber auch Ausbildungsniveau, Berufsebene, Alter, Betriebsgröße sind nur einige Beispiele. Stiftungen sollten über diese Faktoren nachdenken und sie kritisch hinterfragen. Sie sollten im 1. Schritt überprüfen, ob sie derzeit v.a. Frauen für befristete und Stellen mit reduziertem Stundenumfang einstellen und Schlussfolgerungen ziehen.
Stiftungen für Frauenförderung sensibilisieren
Eine Plattform dafür bietet der Arbeitskreis Frauen und Stiftungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Neben Austausch und Vernetzung soll hier dem Stiftungswesen der Impuls gegeben werden, Stiftungen für Frauenförderung nicht nur in der Personalarbeit, sondern in allen Arbeitsfeldern der Stiftung zu sensibilisieren.
Potenziale des Diversity Managements erkennen
Das Thema Diversity Management – also die soziale Vielfalt in einer Organisation konstruktiv zu nutzen – steht nur für ein knappes Viertel der befragten Stiftungen mit Personal auf der Agenda. Dabei sind Stiftungen hier besonders in der Pflicht: Wenn sie die gesellschaftliche Vielfalt in der Gesellschaft fördern wollen, sollten sie diese Vielfalt auch selbst abbilden. Von den positiven Effekten, die erfolgreiches Diversity Management für eine Organisation hat, ganz zu schweigen.
Herzlich
Ihre Birgit Radow
Weitere Informationen
Aktuelle Beiträge
Jede Stiftung kann zu mehr Klimaschutz beitragen
Stiftungsvermögen, Förderkriterien, Veranstaltungsorganisation: Es gibt viele kleine Hebel, über die Stiftungen klimafreundlich agieren und damit auch eine gesellschaftliche Vorreiterrolle einnehmen können. Stiftungshandeln ist jetzt gefragt.
MehrGesprächsbereit in Brüssel
Die Corona-Krise hat den Stiftungssektor auf EU-Ebene zusammenwachsen lassen. Rückt jetzt ein Binnenmarkt für europäische Philanthropie in greifbare Nähe? Eine Annäherung.
MehrStiften von Anfang an
Die ethisch-nachhaltige Geldanlage ist heute eine zweite Säule der Stiftungstätigkeit. Weit weniger im Fokus steht die Herkunft der Stiftungsmittel. Doch lässt sich die Frage, ob das Kapital einer Stiftung auf das Gemeinwohl schädigende Weise erwirtschaftet wurde, einfach ausblenden?
MehrPhilanthropie ist ein feministisches Thema
Soll es voran gehen mit der Menschheit, müssen die Stimmen von Frauen durch philanthropische Mittel unterstützt werden, ihre Wahlmöglichkeiten, Partizipation, Bildung und Existenzgrundlagen.
Klimawandel ist nicht genderneutral
Frauen sind weltweit in höherem Maße von den negativen Auswirkungen des Klimawandels sowie vom Raubbau an der Natur betroffen. Ein feministischer Ansatz, der vor Ort verwurzelt ist, kann eine machtvolle Quelle für Umweltschutz und Geschlechtergerechtigkeit zugleich sein.
Feminismus ist Freiheit – auch für Männer
Es ist befreiend, sich als Mann der Debatte über die männliche Verfasstheit zu stellen. Sie öffnet den Zugang zu Feminismus als Weg für Systemwandel – auch für die Stiftungswelt.