Brauchen wir in Deutschland auch einen "Giving Tuesday"?

Am 27. November war in den USA #GivingTuesday. Wieder werden um die 60 Millionen Dollar gespendet – an nur einem Tag. Zur Einordnung: Das ist knapp ein Prozent der über 6 Milliarden Dollar, die am "Black Friday" zuvor ausgegeben werden.
Dieses Jahr fand das Spenden-Event in einem schärfer werdenden Kontrast zwischen Großspenden auf der einen Seite und Stiftungskritik auf der anderen Seite statt. Der Milliardär und ehemalige Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, hat beispielsweise angekündigt, der Johns Hopkins Universität 1,8 Milliarden Dollar zu spenden, damit sie Studierende ohne Ansehen ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse aufnehmen kann. Zeitgleich tourt der Stanford-Professor Rob Reich mit seinem neuen Buch "Just Giving. Why Philanthropy Is Failing Democracy and How It Can Do Better" durch die Talkshows und kritisiert, wie genau solche Spenden die Demokratie unterwandern.
Ich habe in den vergangenen Jahren immer häufiger gehört, dass wir auch in Deutschland einen "Giving Tuesday" gebrauchen können. Und wer sollte dagegen sein? Bis man sich ansieht, wie reich und vielfältig unsere Kultur des Gebens auf den verschiedenen Spielfeldern Spenden, Großspenden, Stiftungen bereits ist. Allein der Adventskalender der Süddeutschen Zeitung hat letztes Jahr 6 Millionen Euro mobilisiert. Vergangenes Jahr hat DIE ZEIT ein Interview mit "Kluge Philanthropen müssen wir nicht aus den USA importieren" betitelt. Das stimmt auch hier.
Umso intensiver sollten wir der Debatte über das Verhältnis von Geben und Demokratie einen Schritt voraus sein. Vergangene Woche hatten wir im Haus Deutscher Stiftungen eine wichtige Diskussion dazu. Und der Deutsche StiftungsTag vom 5. bis 7. Juni in Mannheim zum Thema "Unsere Demokratie" wirft seine Schatten voraus. Noch vor Weihnachten werden wir die Anmeldung dazu starten.
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