Öffnen Sie Ihre Türen!

Viele Herausforderungen klopfen an unsere Türen. Als Land mit den meisten Stiftungen in Europa und als Verband mit den meisten Stiftungsmitgliedern weltweit können wir uns nicht verstecken. Ein Kommentar zum Jahresausklang vom Generalsekretär Felix Oldenburg.
Könnten Sie sich vorstellen, wegen Ihres Stiftungs-Engagements angefeindet zu werden? Behördengänge werden zur Schikane, Auslandskontakte verdächtig, Ehrenamtliche ziehen sich zurück. Über einhundert Kolleginnen und Kollegen von uns – Beschäftigte der Open Society Foundations – sind in diesem Sommer von Budapest nach Berlin gezogen, weil sie genau dies erlebt haben. Ihre Geschichte wirft ein Licht auf wachsende Bedrohungen für die Zivilgesellschaft. Und sie geht auch uns an. Denn Deutschland und insbesondere Berlin wird für Aktivisten, Nichtregierungsorganisationen und internationale Stiftungen ein Zufluchtsort, eine zweite Heimat.
Viele Herausforderungen klopfen an unsere Türen. Als Land mit den meisten Stiftungen in Europa und als Verband mit den meisten Stiftungsmitgliedern weltweit können wir uns nicht verstecken.
Denn auch in Deutschland haben wir wieder vermehrt Anlass, uns um unser gesellschaftliches Miteinander Sorgen zu machen. Dabei gilt es, auch die Rolle von Stiftungen zu diskutieren, zu verteidigen und zu beweisen. Ich freue mich daher besonders darüber, dass sich mehr Mitglieder als je zuvor zum Deutschen StiftungsTag „Unsere Demokratie“ (5.–7. Juni 2019 in Mannheim) einbringen.
Manche von Ihnen mögen jetzt denken: Ist meine Stiftungsarbeit nicht bereits kompliziert genug? Gerade im vergangenen Jahr sind mit dem Transparenzregister und der Datenschutz-Grundverordnung wieder neue Anforderungen hinzugekommen. Die Märkte machen es weiterhin schwer, das Stiftungskapital mit Ertrag und Wirkung anzulegen. Die Digitalisierung spart den meisten bisher weder Papier noch Arbeit. Und vielen Stiftungen bereiten die Gewinnung von Engagierten und der Generationenwechsel Sorgen. Es sind konkrete Fragen wie diese, bei denen wir als Bundesverband Deutscher Stiftungen zuerst helfen wollen, damit sich Ihre Mitgliedschaft lohnt. Dass wir im vergangenen Jahr mehr Beitritte und weniger Austritte als je zuvor hatten, ist für uns Ermutigung und Auftrag zugleich.
In den kommenden Wochen finden wir Zeit zum Rückblick und zur Besinnung. Wir tanken Kraft mit Familie und Freunden. Und viele von uns werden die Weihnachtsgeschichte erzählen. Sie handelt, wie auch unsere Aufgaben in Stiftungen, davon, wie machtvoll Großzügigkeit in einer Welt voller Geiz ist, wie stark das hoffnungsvolle Beispiel in einem harten Alltag. Auch wenn in unserer Arbeit heute die Krippen eher Internetplattformen, Weihrauch und Myrrhe eher Förderungen und soziale Investitionen und die Engel eher Multiplikatoren sind – es geht damals wie heute darum, dass wir die Tür öffnen sollten, wenn es klopft.
Eine besinnliche Zeit und einen guten Start in unser nächstes gemeinsames Jahr wünscht Ihnen von Herzen
Ihr
Felix Oldenburg
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