Volle Kante Wandel: Ein Rückblick auf die EDGE Funders Alliance Conference 2018
Dürfen Stiftungen Hausbesetzer unterstützen? Handelt es sich bereits um ein Divestment, wenn statt in Öl in Pepsi investiert wird? Oder sind wir vielleicht ohnehin schon zu tief in einen "Non-Profit-Industriellen Komplex" verstrickt, der nur augenscheinlich vorgibt, Probleme zu lösen?
Alternative zu traditionellen Stiftungsnetzwerken
Im Rahmen der alljährlichen EDGE Funders Alliance Conference, die dieses Jahr in New Orleans stattfand, entdecke ich einen vormaligen kanadischen Kollegen, der weder mit "he" oder "she", sondern mit "they" angesprochen werden möchte und mir erklärt, wie Gender-Identitäten Problemlösungen vorgeben. Ansonsten stellt sich bei mir unter zweihundert Aktivistinnen und Aktivisten sowie progressiven Stiftenden neben einigen neuen und einigen nur neu klingenden Fragen jedoch ein ungewohntes Gefühl ein: Hier repräsentiere ich nicht nur das Establishment, sondern kann mir noch nicht einmal sicher sein, auf der Seite des vermeintlich Guten zu stehen. Die EDGE Funders Alliance ist ein loses Netzwerk, das sich vor wenigen Jahren als Alternative zu traditionellen Stiftungsnetzwerken gegründet hat. Dennoch sind auch Stiftungsvertreter aus verschiedenen Kontinenten wie Rockefeller, Avina oder Charles Leopold Mayer hier, hinterfragen ihre Arbeit und suchen nach neuen Förderprojekten, die hier "Movement Partners" genannt werden.
Macht, politische Bewegungen und Impact Investing
Die Hauptthemen sind erstens eingefahrene Machtstrukturen, die Frauen und viele Minderheiten benachteiligen. Zweitens geht es um politische Bewegungen, die manchmal am Rande der Legalität, manchmal wie in Barcelona plötzlich im Rathaus sitzen. Und drittens fragen sich Vermögende insbesondere der nächsten Generation, ob und wie sie Wohlstand nicht nur nutzen, sondern tatsächlich transferieren können. Impact Investing bedeutet hier die Vermeidung traditioneller Geldanlagen und die Finanzierung lokaler Genossenschaften, die in ihrem Netzwerk Kredite vergeben.
Auf dem Rückweg aus New Orleans treffe ich mich in New York unter anderem mit Repräsentanten des Council on Foundations und der Ford Foundation. An deren Wänden hängen Zeugnisse der von ihr unterstützten Bürgerrechtsbewegung. Im Establishment ist die Reaktion auf die jungen Wilden in New Orleans zwiespältig: Die Schärfe der Kritik an den Kapitalstock-Stiftungen weisen sie zurück, aber sie wissen auch, dass die nächste Generation anders stiften wird. Auch deshalb hatten sie eine Programmleiterin nach New Orleans geschickt.
Ich habe während der Tage in den USA den Instagram-Feed des Bundesverbandes übernommen und auch dort einige Eindrücke geteilt.
Felix Oldenburg
Generalsekretär Bundesverband Deutscher Stiftungen von 2016-2020
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