Else Kröner-Fresenius Stiftung: Auszeichnung für die Arbeit von „Apotheker ohne Grenzen“ im Slum von Buenos Aires

Auszeichnung für die Arbeit im Slum von Buenos Aires: „Apotheker ohne Grenzen“ erhält den Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit der Else Kröner-Fresenius Stiftung.
Seit 2010 hat die Else Kröner-Fresenius Stiftung (EKFS) den Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit bereits sechsmal vergeben. Es ist ein mit 100.000 Euro dotierter Preis, mit dem Initiativen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung für notleidende und kranke Menschen in Ländern, die auf der Liste der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (ODA) genannt werden, ausgezeichnet und unterstützt werden.
In diesem Jahr steht die Prävention und Bekämpfung nicht-übertragbarer Krankheiten im Fokus der Preisverleihung, die seit 2015 als weltweit häufigste Todesursache genannt werden. Dazu zählen Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen und psychische Störungen. In Entwicklungsländern sterben jährlich bis zu 30 Millionen Menschen an solchen Krankheiten.
Im Interview berichtet Frau Dr. Judith von Heusinger, Projektleiterin medizinisch-humanitäre Entwicklungszusammenarbeit der EKFS.
Frau Dr. von Heusinger, warum hat sich die Else Kröner-Fresenius-Stiftung in diesem Jahr für das Projekt von Frau Dr. Carina Vetye-Maler in Argentinien entschieden?
Die EKFS zeichnet mit dem diesjährigen Preis die kontinuierliche Arbeit des Vereins „Apotheker ohne Grenzen“ mit Patienten aus, die an nicht-übertragbaren Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Adipositas und Fettstoffwechselstörungen leiden. Durch das langjährige humanitäre Engagement ist es gelungen, mitten im Slum von Buenos Aires ein Leuchtturmprojekt aufzubauen, das für die Ärmsten der Armen qualitativ hochwertige medizinisch-pharmazeutische Versorgung kostenlos zur Verfügung stellt. Das Projekt gewährt seit über zehn Jahren langfristigen Zugang zur Gesundheitsversorgung und konnte so nachweislich die Anzahl der Todesfälle und die Folgeschäden aufgrund kardiovaskulärer Erkrankungen der Patienten im Einzugsgebiet des Gesundheitszentrums verringern.
Wie ist das Projekt aufgesetzt?
Seit 2008 kooperiert der Verein „Apotheker ohne Grenzen“ mit dem städtischen Gesundheitszentrum Villa Zagala in einem Armenviertel in Buenos Aires. Vornehmlich fehlt es im Slum an Standardmedikamenten, aber auch an Beratungsleistungen durch Fachpersonal. Slum-Bewohner verfügen meistens über informelle Jobs ohne Krankenversicherung – ein Grund, weshalb es dort keine Hausärzte gibt. Das Gesundheitszentrum ist die erste und wichtigste Anlaufstelle für Kranke. Dort hat Frau Dr. Vetye-Maler die Apotheke aufgebaut, die sie mit sechs ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen betreibt, um die erkrankten Bewohner mit den überlebensnotwendigen Medikamenten zu versorgen. Die Stadt kann diese nicht bereitstellen.
Was wird außer Arzneimitteln in diesem Gesundheitszentrum noch angeboten?
Unterstützend werden von der Projektleiterin von Apotheker ohne Grenzen diverse Präventionsprogramme, u.a. auch für Kinder und Schwangere, angeboten. Das Engagement von mehreren Ärztinnen, Krankenschwestern und einer Hebamme, die dort für wenig Geld arbeiten und der unermüdliche Einsatz von Frau Dr. Vetye-Maler hat die Kommission beeindruckt.
Sie fördern das erste Mal ein Projekt in Argentinien. Was hat zu der Entscheidung geführt?
Das Projekt von Dr. Carina Vetye-Maler unterscheidet sich von vielen anderen Programmen der Entwicklungszusammenarbeit, die extern konzipiert und von außen aufgesetzt werden – und daher nicht immer zu den tatsächlichen Problemlagen vor Ort passen. Frau Dr. Vetye-Maler besitzt zwei Staatsbürgerschaften, die deutsche und die argentinische. Sie ist in Argentinien aufgewachsen und erst nach einem erfolgreich abgeschlossenen Studium nach Deutschland gekommen. Das Preisträgerprojekt profitiert von ihrem Wissen über gesellschaftliche und politische Strukturen sowie Problemlagen Argentiniens, auf die sie dank ihrer Lokalexpertise gezielt reagieren kann.
Wie passt dieser Preis zur medizinischen Entwicklungszusammenarbeit in das Gesamtförderungskonzept der Stiftung?
Mit Hilfe des Else Kröner Fresenius Preises für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit 2018 wird „Apotheker ohne Grenzen“ zusätzlich benötigtes ärztliches Personal und fehlende Medikamente bis zum Jahr 2021 mitfinanzieren können. Diese Zielsetzung deckt sich mit unseren Förderschwerpunkten im humanitären Bereich, nämlich der Unterstützung der medizinischen Aus- und Weiterbildung weltweit sowie der Verbesserung der Patientenversorgung in Entwicklungsländern.
Autor

Dr. Annette Kleinbrod
EZ-Scout der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Entsandt an: Bundesverband Deutscher Stiftungen
Telefon (030) 89 79 47-0
Aktuelle Beiträge
Gebührenbefreiung für Gemeinnützige beim Transparenzregister
Viele Stiftungen haben Ende Dezember 2020 Gebührenbescheide vom Bundesanzeiger Verlag erhalten. Was die Bescheide bedeuten und wie sich Stiftungen befreien lassen können.
MehrJede Stiftung kann zu mehr Klimaschutz beitragen
Stiftungsvermögen, Förderkriterien, Veranstaltungsorganisation: Es gibt viele kleine Hebel, über die Stiftungen klimafreundlich agieren und damit auch eine gesellschaftliche Vorreiterrolle einnehmen können. Stiftungshandeln ist jetzt gefragt.
MehrStiften von Anfang an
Die ethisch-nachhaltige Geldanlage ist heute eine zweite Säule der Stiftungstätigkeit. Weit weniger im Fokus steht die Herkunft der Stiftungsmittel. Doch lässt sich die Frage, ob das Kapital einer Stiftung auf das Gemeinwohl schädigende Weise erwirtschaftet wurde, einfach ausblenden?
MehrKunst ist für alle da
Allzu oft verschwinden herausragende Kunstwerke in privaten Sammlungen – für die Öffentlichkeit sind sie damit verloren. Dem stellt sich seit über 30 Jahren die Ernst von Siemens Kunststiftung entgegen – nicht nur mit Geld, sondern auch mit überaus raschem Stiftungshandeln.
"Das Kennenlernen der Mitglieder steht ganz vorn auf meiner Liste"
Seit September 2020 ist Kirsten Hommelhoff neue Generalsekretärin des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Im Interview mit Stifter TV verrät sie, welche Themen im Moment ganz oben auf ihrer Agenda stehen.
Stiftungen embedded
Stiftungen möchten wirken und etwas bewirken – und das möglichst langfristig und in der Breite. Was es braucht, damit das gelingt? Wir haben Expertinnen und Experten gefragt und festgestellt: Einige Empfehlungen scheinen stiftungsübergreifend zu gelten.