„Das Waldsterben ist eine nationale Katastrophe“

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25.09.2019
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Am heutigen Mittwoch hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zum Waldgipfel nach Berlin eingeladen. Rund 170 Vertreter und Vertreterinnen unterschiedlicher Verbände, Einrichtungen und Institutionen nehmen an der Konferenz teil. Klöckner will in den kommenden vier Jahren 600 Millionen Euro bereitstellen, um die massiven Waldschäden zu mindern, doch Waldbesitzern reicht das nicht aus. Wir haben Wilfried Hälker von der Stiftung Wald schafft Zukunft gefragt, wie es um seinen Stiftungswald steht und was er sich konkret von dem Waldgipfel erhofft.

Herr Hälker, wie geht es dem deutschen Wald?
Es steht schlecht um den deutschen Wald. Immer mehr und in immer größerem Umfang sterben zum Teil flächig Bäume und ganze Waldgebiete ab. Ich bin erst gestern von einer Reise aus Süddeutschland nach Brandenburg zurückgekommen. Überall sieht man unterwegs Totholz in Größenordnungen, die bisher unbekannt waren. Das Waldbild ist erschreckend und macht traurig. Ursachen dafür sind immer häufiger auftretende Stürme, Trockenheit und hohe Temperaturen infolge des Klimawandels, der deutlich wahrnehmbar ist. Die Bäume sind krank und nicht mehr widerstandsfähig. Stürme und nachfolgender Borkenkäferbefall haben zu diesem Desaster beigetragen.

Haben Sie mit diesen Problemen auch in Ihrem eigenen Stiftungswald zu kämpfen?
Ja, in unserem Stiftungswald sieht es nicht anders aus. Die nur noch geringfügig vorhandenen Fichtenbestände sind vom Borkenkäfer befallen und müssen schnell entnommen werden. Auch die Kiefer als unser „Brotbaum“ leidet unter der Trockenheit, genauso wie Buche und Eiche. Immer mehr Bäume sterben ab.

Sind Bäume die letzte Rettung, um den Klimawandel zu stoppen?
Bäume sind nicht die letzte Rettung, um den Klimawandel zu stoppen, aber sie sind ein wichtiger Beitrag, um CO2 zu binden. Deshalb müssen unsere Wälder schnell wieder aufgeforstet werden. Zusätzlich sollten Ackerstandorte mit gesundem Mischwald aufgeforstet werden. Unsere Stiftung wird dies in den nächsten Jahren forcieren.

Für heute, den 25. September, hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zum Waldgipfel eingeladen. Was erhoffen Sie sich als Waldbesitzer von diesem Gipfel?
Ich erhoffe mir, dass das Waldsterben als nationale Katastrophe wahrgenommen wird und dass wirksame Maßnahmen beschlossen und umgesetzt werden, um das Waldsterben zu stoppen und jetzt entstandene Kahlflächen möglichst schnell wieder aufzuforsten. Dies alles kostet Geld, das aber infolge des Einbruchs der Holzpreise in den Forstbetrieben nicht mehr vorhanden ist. Daran sind auch die öffentlichen Forstbetriebe (Bund und Länder) mit schuld, die ihren Holzeinschlag angesichts der jetzigen Situation schon lange hätten stoppen müssen. Holzmengen aus "Normaleinschlägen" treffen auf volle Holzlager bei den Abnehmern und sind somit Gift für die Holzpreise.

Wie könnten Waldbesitzer in dieser Situation unterstützt werden?
Den Waldbesitzern sollte durch Fördermittel geholfen werden, die entstandenen Schäden schnell aufzuarbeiten und gesunde Mischbestände neu zu begründen. Der Wald muss mit seinen vielfältigen Funktionen für Mensch, Natur und Umwelt unbedingt erhalten bleiben. Gerade unsere Politiker sollten das wahrnehmen und entschlossen und wirksam handeln.


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Sie möchten mehr zum aktuellen Thema Wald erfahren? Am 17. und 18. Oktober trifft sich der Arbeitskreis Umwelt in Braunschweig zum Thema „(Stiftungs-)Wald im Spannungsfeld von Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion“

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