Corona-Unterstützung in der Nachbarschaft
Ansteckung willkommen – aber nur mit Freude am Helfen: Die Stiftung „Ecken wecken“ organisiert ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe in Leipzig und lädt zum Nachmachen ein.
Aufgrund der Corona-Krise hat die Leipziger Stiftung „Ecken wecken“ am Sonntag, 15. März eine Initiative zur Nachbarschaftshilfe in ihrer Stadt angeschoben. Sie bringt Freiwillige mit Menschen zusammen, die Unterstützung benötigen – zum Beispiel beim Einkauf, bei der Kinderbetreuung, bei Kleinreparaturen, beim Hundeausführen und zur Lernhilfe für Schülerinnen und Schüler. Das Unterstützungsangebot richtet sich an ältere Menschen, an diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Wohnung nicht verlassen können und an die Familien Berufstätiger, die in sogenannten systemrelevanten Bereichen arbeiten.
So funktioniert’s
Auf der Website der Stiftung können sich Interessierte informieren und dann per E-Mail oder telefonisch melden. Helferinnen und Helfer geben neben ihren Kontaktdaten an, in welchen Aufgabenfeldern sie unterstützen möchten. Dies speichert die Stiftung in ihrem System. Wer Unterstützung sucht, hinterlässt seinen Bedarf, seine Kontaktdaten und den Terminwunsch. Geht ein Hilfegesuch ein, ermittelt die Stiftung maximal drei potenzielle Unterstützer aus der Umgebung und kontaktiert diese per E-Mail – aus Datenschutzgründen zunächst nur mit knappen Informationen (Straße, Unterstützungs- und Terminwunsch). Wer von Helferseite zuerst antwortet, erhält die Kontaktdaten des Unterstützungssuchenden und meldet sich dort direkt.
Resonanz
Zwei Tage nach Veröffentlichung des Angebots haben sich schon 101 Leipzigerinnen und Leipziger gemeldet, die Nachbarn helfen wollen. „Die Unterstützungswelle ist beeindruckend“, schreibt die Stiftung auf ihrer Website. Auf Nachfragerseite hat sich bisher erst eine Person gemeldet. „Das ist nicht unbedingt schlecht“, so Stiftungsvorstand Thorsten Mehnert. „Wenn unsere Vermittlung nicht gebraucht wird, kann das heißen, dass Menschen auf anderem Wege schon Hilfe finden, etwa in ihrer Hausgemeinschaft oder ihrem privaten Netzwerk. Aber wir müssen alle unsere Augen und Ohren offenhalten, denn vielleicht zögern Menschen auch, Hilfe anzunehmen, obwohl sie sie gebrauchen könnten.“
Die noch geringe Nachfrage erklärt er sich auch damit, dass das Angebot bei den Zielgruppen noch nicht bekannt genug ist. Hier sollen Freiwillige helfen, indem sie Menschen persönlich darauf hinweisen und ein online bereitgestelltes Plakat in ihrer Umgebung aushängen. „Auch Pressepräsenz ist wichtig“, so Mehnert. Am 17. März erschien in der Leipziger Volkszeitung der erste Zeitungsartikel.
Ansteckung willkommen – aber nur mit Freude am Helfen
In ihrem Blog ermuntert die Stiftung Leipzigerinnen und Leipziger: „Lernen wir von COVID-19. Und zwar was unsere Freude an nachbarschaftlicher Hilfe angeht, denn damit können wir uns gegenseitig ruhig kräftig anstecken.“ Stiftungsvorstand Mehnert: „Vielleicht kann über den Bundesverband die eine oder andere Stiftung oder Organisation angeregt werden, in ihrer Stadt Ähnliches zu tun. Wir geben unsere Erfahrungen gerne weiter.“
Über den aktuellen Stand des Projekts und Erfahrungen berichtet die Stiftung auf ihrer Website.
Autorin
Benita von Behr
Aktuelle Beiträge
Virtuelle Sitzungen auch ohne Sonderregelung? Hinweise zur aktuellen Rechtslage
Zum 31. August 2022 endet die Corona-Sonderregung für digitale Organsitzungen. Was plant der Gesetzgeber? Was sollten Stiftungen nun beachten? Ein Überblick.
MehrGemeinsam stärker in Europa und weltweit
Immer mehr Stiftungen denken globaler, tauschen grenzübergreifend Wissen aus, kooperieren bi- oder multinational.
MehrDie Kraft der Frauen
Auch zum 100. Jubiläum des internationalen Frauentages gibt es in Sachen Gleichberechtigung noch viel zu tun. Nur langsam ändern sich Jahrhunderte alte Gesellschaftsstrukturen von Machtverteilung und Diskriminierung. Wie es gehen kann, zeigt die erfolgreiche Arbeit der Vicente Ferrer Stiftung zur Stärkung der Frauen im ländlichen Indien.
MehrInterview zur Strategie 2025 des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen
Aktive Interessenvertretung, eine starke Stimme der Zivilgesellschaft, zielgruppenspezifische Services und Netzwerke, Einsatz für die Zukunft des Stiftens: Generalsekretärin Kirsten Hommelhoff und die Vorstandsvorsitzende Friederike von Bünau sprachen mit Stifter TV über die Strategie 2025.
Pressemitteilungen
Mehr Neugründungen trotz Krise – Stiftungen sind stabile Säulen der Gesellschaft
Die Anzahl der Stiftungen in Deutschland steigt im Jahr 2020 um knapp 3 Prozent gegenüber 2019. Dies bedeutet das stärkste Wachstum des Stiftungssektors seit beinahe einem Jahrzehnt. Deutsche Stiftungshauptstadt ist erstmalig Darmstadt.
Gebündelte Kraft: Dafne und EFC fusionieren zu Philea
Zwei der größten europäischen Philanthropie-Verbände fusionieren zu einer vereinten Stimme für den Sektor – Philea, Philanthropy Europe Association.