Mit Länderberichten zu mehr Nachhaltigkeit

P4R-Netzwerktreffen in Mexiko
Globales Engagement
© Douglas Favero
01.07.2019
Globales Engagement
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An was denken Sie, wenn Sie etwas über die Stadt Oaxaca in Mexiko hören? Für mich ist es die Erinnerung an ein gelungenes Treffen mit rund 100 Menschen aus 30 Ländern, die mit sich mit Elan und wirkungsvoll für nachhaltige Entwicklung einsetzen. 

Juan Carlos Villegas Cuevas
© Annette Kleinbrod
Juan Carlos Villegas Cuevas, Direktor von Hub Oaxaca

Es war das sechste Partner for Review (P4R) Netzwerktreffen, das dort vom 22.-23. Mai 2019 stattfand und zu dem es zusätzlich im Vorfeld am 21. Mai 2019 die Möglichkeit gab, an einer Exkursion zum Austausch und Dialog untereinander teilzunehmen. Veranstaltet werden diese Treffen von der deutschen Gesellschaft für Internationale Entwicklung (GIZ) GmbH, um den Prozess zur Erstellung der freiwilligen Länderberichte über die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der 2030-Agenda zu unterstützen.

Ein Instrument mit Wirkung 

Jährlich erstellen zunehmend mehr Länder einen solchen Bericht – im Jahr 2019 werden es 47 Länder sein. Deutschland hatte bereits 2016 den ersten Bericht geliefert und der zweite ist für das Jahr 2021 vorgesehen. Diese Berichte werden vor dem Hochrangigen Politischen Forum zu nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen in New York vorgestellt und sind inzwischen ein wirkungsvolles Instrument, um die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele voranzutreiben. Die P4R-Netzwerktreffen dienen insbesondere dazu, einen soliden Prozess zur Überprüfung der Inhalte im Zuge der Erstellung der Berichte zu unterstützen und den unterschiedlichen Akteuren die Möglichkeit zu geben, zu besprechen wie sie am besten teilhaben können. 

Der Exkursionstag war mit einem Programm gefüllt, in dem Experten aus Mexiko darstellten, wie sie diese Berichte in den verschiedenen Regierungsebenen bearbeiten und das Datensammeln organisieren. Ein weiteres Thema war das von der 2030-Agenda geforderte Multiakteurs Engagement. In Mexiko müssen dafür die vielen verschiedenen indigenen Völker mit ihren unterschiedlichen Sprachen berücksichtigt werden. Wenn man bedenkt, dass die Kommunikation über die Nachhaltigkeitsziele oft schon in einem Land mit einer Sprache eine schwierige Aufgabe ist, so kann man sich sicherlich vorstellen, wie zeitaufwändig der Prozess rund um die Einbeziehung der indigenen Völker in Mexiko ist. 

„Es geht nicht um Geduld. Es geht um Passion.” 

Auf die Frage, wie die Geduld, die man dafür braucht, und die Dringlichkeit, mit der die Nachhaltigkeitsziele umgesetzt werden sollen, übereingebracht werden können, antwortete Juan Carlos Villegas Cuevas, Director of Hub Oaxaca, schlicht: „Es geht nicht um Geduld. Es geht um Passion. Wir müssen es schaffen. Wir können eine andere Welt aufbauen.“ Ein weiteres wichtiges Element sprach Eve de la Mothe Karoubi, Senior Manager für das Sustainable Development Solutions Network (SDSN) an. Sie forderte im Rahmen des Dialoges mit allen Teilnehmenden auf, nicht den Transformationsgedanken der Nachhaltigkeitsziele zu vergessen: „Die Anpassung bestehender Pläne an die Nachhaltigkeitsziele ist nicht gut genug. Wir brauchen eine radikale Transformation, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen!“

Das Netzwerktreffen hatte zahlreiche Paneldiskussionen und thematische Sessions. Für Teilnehmende aus dem Gebiet der Philanthropie war die Diskussion über die Rolle von Stiftungen in der Erstellung der Länderberichte ein wichtiger Bestandteil des Programms. Hier ging es zum einen um die Besonderheiten von Stiftungen im Vergleich zu anderen Akteuren und um die Arten, wie Stiftungen potenziell zu den Nachhaltigkeitszielen und den Länderberichten beitragen können. Zum Beispiel über: 

  1. Informationen zu ihren Projekten und vergebenen Fördergeldern
  2. Informationen über die Anlage von Stiftungsvermögen in nachhaltige Anlagemöglichkeiten
  3. Informationen über die Erfolge der Umsetzung im eigenen Stiftungsmanagement
  4. Monitoren der Zielerfüllung von Regierungen auf nationaler und sub-nationaler Ebene
  5. Erstellen von sogenannten Spotlight- oder Alternativberichten
  6. für die wichtige Rolle der Stiftungen zur Umsetzung der Nachhaltigkeit mit Advocacy und Kampagnen eintreten
  7. in der Kommunikation über Nachhaltigkeit und die Länderberichte zu den Bürgern unterstützen (insbesondere Bürgerstiftungen)
  8. andere Akteure der Zivilgesellschaft dabei unterstützen sich zu den Länderberichten zu äußern

Bislang wird Stiftungswirken kaum in den jeweiligen Länderberichten berücksichtigt und Stiftungen sind selten – und wenn, dann bisher eher am Rande – in den Review-Prozess bei der Erstellung der Berichte mit einbezogen. Das wollen wir ändern. Die Teilnahme von Stiftungsvertretern an den vergangenen zwei P4R-Netzwerktreffen und an der im Juni in Berlin erfolgten Vorbereitungskonferenz zum hochrangigen Nachhaltigkeitsforum der Vereinten Nationen waren ein erster Schritt dazu.

Wenn Sie daran interessiert sind, wie es weitergeht und auch selbst beitragen möchten, dann kontaktieren Sie uns!

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