
“Die Pandemie hat viele Änderungen angestoßen”

Die Corona-Pandemie stellt uns alle vor enorme Herausforderungen – auch Stiftungen müssen umdenken. Die Vorstandsvorsitzende der CBM Stiftung, Tanja Spiegel, spricht im Interview über Maßnahmen und Veränderungen ihrer Projektarbeit in Entwicklungsländern.

Was hat sich in den Regionen durch Corona verändert?
Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat auch unsere Arbeit für Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern vor neue Herausforderungen gestellt. Nahrungsmittel- und medizinische Versorgungsketten wurden abrupt unterbrochen, Schulen geschlossen.
Wie haben Sie reagiert? Wie hat sich ganz konkret die Projektarbeit vor Ort verändert?
Zunächst einmal galt es, sicherzustellen, dass alle Menschen in unseren Projekten Zugang zu Nahrung, Wasser, Seife und Desinfektionsmitteln haben und unsere Krankenhäuser und Gesundheitsstationen weiter funktionieren. Die CBM und ihre Projektpartner haben mit vielen neuen und kreativen Ansätzen auf die Krise reagiert. Ein Beispiel: Damit Schülerinnen und Schüler mit Sehbehinderungen während des Lockdowns in Äthiopien nicht auf Lernstoff verzichten mussten, haben ihnen die Lehrkräfte Texte in Brailleschrift und Audiomaterial als CD zur Verfügung gestellt. Kinder mit Körperbehinderungen, die vorher Physiotherapie in der Schule bekamen, erhielten ebenfalls Übungen auf CD. So konnten sie ihre motorischen Fähigkeiten weiter trainieren.
Gibt es neue Methoden oder Arbeitsweisen, die Sie durch Corona anwenden?
Die Pandemie hat viele Veränderungen angestoßen. So hat die CBM für neue Projekte, die den negativen Folgen der Corona-Pandemie entgegenwirken, einen beschleunigten Genehmigungsprozess aufgesetzt. Unsere Projektpartner können dadurch schneller mit der Umsetzung beginnen und Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern früher helfen. Diesen Prozess wird die CBM sicherlich auch auf ihre zukünftige Nothilfearbeit anwenden, etwa bei Überschwemmungen oder Erdbeben. Die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Kontaktbeschränkungen haben außerdem dazu geführt, dass wir zunehmend ins Digitale wechseln – etwa Veranstaltungen mit unseren Spenderinnen und Spendern online durchführen.
CBM-Hilfsfonds zur Bekämpfung von Corona
Sie haben spezielle Hilfefonds zur Hilfe behinderter Menschen durch die Corona-Pandemie ins Leben gerufen. Wo genau setzen diese an und stellen Mittel bereit?
Menschen mit Behinderungen sind in Bezug auf die aktuelle Corona-Pandemie eine besonders gefährdete Risikogruppe. Sie leiden am meisten unter schlechter Gesundheitsversorgung und erhalten oftmals als Letzte Hilfe. Aus diesem Grund hat die CBM einen speziellen Corona-Hilfsfonds eingerichtet. Über ihn fließen rund mehr als drei Millionen Euro in 38 Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Damit finanziert die CBM unter anderem die Verteilung von Essen, Schutzmasken und Desinfektionsmitteln sowie Hygieneschulungen und Informationen zum Virus in Brailleschrift und Gebärdensprache.

Die CBM Stiftung ist seit diesem Jahr Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen - und damit Eine von Vielen. Mit Tanja Spiegel, Vorstandsvorsitzende der Stiftung, sprachen wir über die Arbeit der Stiftung, ihren Mehrwert für die Menschen vor Ort und ihre Wünsche an den Bundesverband.
Die CBM Stiftung stellt sich vor
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