Eine wachsende Zahl von Stiftungen hat begonnen, bei der Kapitalanlage darauf zu achten, dass die Erwirtschaftung der Mittel für die Förderung oder Durchführung von Projekten im Einklang mit dem Stiftungszweck und damit mit dem Willen des Stifters steht. Die dabei verfolgten Strategien reichen vom Ausschluss bestimmter Anlageklassen oder Wertpapieremittenten bis zur Auswahl auf der Basis von Positivkriterien und Best-in-Class-Ansatz. Gleichzeitig gibt es bei vielen Stiftungen noch Fragen nach dem Ob und dem Wie einer in diesem Sinne nachhaltigen Kapitalanlage: Wie wirkt sich dies auf Ertrag und Risiken meiner Kapitalanlagen aus? Welche Anlagestrategien gibt es und wie geht man vor?
Was sind nachhaltige Kapitalanlagen?
Das magische Viereck der Kapitalanlage Die Bezeichnungen sind vielfältig – grünes Geld, ethisches Investment, prinzipiengeleitetes Investment, nachhaltiges Investment –, die Grundidee ist aber dieselbe: Bei nachhaltiger Kapitalanlage wird der Kanon der Anlagekriterien von Rendite, Risiko und Liquidität um eine vierte Dimension, die Nachhaltigkeit der Wertpapieremittenten, ergänzt. Das klassische Dreieck der Kapitalanlage wird damit zum magischen Viereck erweitert.
Motive für den Einsatz von ESG-Kriterien
Private und institutionelle Investoren haben dabei zwei Grundmotive für die Berücksichtigung von sogenannten ESG-Kriterien, wobei E für Environment (Umwelt), S für Social (sozial bzw. gesellschaftlich) und G für Governance (Unternehmensführung) steht.
Bei der ersten Gruppe, z.B. Stiftungen und Kirchen, sind die Ziele und Werte – beispielsweise der Stiftungszweck – der Organisation der Ausgangspunkt für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien in der Kapitalanlage. Sie wollen auch bei der Kapitalanlage die Werte berücksichtigen, für die ihre Institution steht.
Die zweite Gruppe, die rendite- und risikoorientierten Investoren, sind davon überzeugt, dass die zusätzlichen Kriterien zu den sozialen und umweltbezogenen Leistungen der Emittenten dabei helfen, die Risiken eines Emittenten bzw. seiner Wertpapiere besser zu verstehen und damit das Risiko-Rendite- Verhältnis der Kapitalanlagen zu verbessern. Viele Analysen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass nachhaltige Investments bei Rendite und Risiko den Vergleich mit konventionellen Anlagen in der Tat nicht scheuen müssen.
Fünf Schritte zum nachhaltigen Investment bei Stiftungen
Die Entscheidung einer Stiftung, bei der Anlage des Stiftungsvermögens neben finanziellen Kriterien auch soziale, ökologische, kulturelle oder weitere nachhaltigkeitsbezogene Kriterien zu berücksichtigen, hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab. Die Prüfung dieser Faktoren und die Umsetzung einer entsprechenden Strategie in der Kapitalanlage kann in fünf Schritte unterteilt werden. Im Einzelnen sind dies:
- die Analyse des Stiftungszwecks im Hinblick auf Konsequenzen und Rahmenbedingungen für Kapitalanlagen,
- die Formulierung von entsprechenden Anlagerichtlinien für die Kapitalanlage bzw. die Ergänzung bestehender Richtlinien,
- die Operationalisierung der Anlagerichtlinien durch die Definition von Nachhaltigkeitsstrategie und -kriterien für die Auswahl von Anlageklassen, Anlageprodukten und Einzeltiteln,
- die Analyse der bestehenden Kapitalanlagen im Hinblick auf die Einhaltung der definierten Kriterien und die Feststellung des Handlungsbedarfs,
- die sukzessive Umsetzung und regelmäßige Überwachung der Einhaltung der Kriterien durch den beauftragten Vermögensverwalter.