Ali und Jürgen
© Lena Guntenhöner
Ali und Jürgen

Name des Mentees: Ali 

Name des Mentors: Jürgen

Wann und wo habt ihr euch kennengelernt?
Jürgen: Ali hat sich vor vier Jahren selbst bei mir vorgestellt. Meine Telefonnummer hatte er übers Internet bekommen, die stand da in irgendeiner Community, was ich gar nicht wusste. Und dann kam er eines Tages nach Duisburg. Er hatte dort einen Bekannten, der mich zufälligerweise kannte, und plötzlich standen beide bei mir Zuhause. Wir haben ein Patenmatching durchgeführt und dann ging die Hilfe quasi von jetzt auf gleich los.

Wie sah diese Hilfe aus?
Ali: Ich wollte einen Job haben und Jürgen hat ihn für mich gesucht. Weil ich aus dem Irak komme, hatte ich lange nur eine Duldung und keinen Aufenthaltstitel. Jürgen hat deshalb mit der Behörde in Passau gesprochen und seit zwei Monaten habe ich jetzt den Chancenaufenthalt und kann jetzt auch nach Duisburg umziehen.

Jürgen: Ich hatte vor drei Jahren einen Job im Sicherheitsdienst für ihn gefunden. Der war in Duisburg, Ali hatte aber eine Wohnsitzauflage und musste in Passau gemeldet bleiben. Deshalb ist er in Duisburg erstmal bei seiner Schwester untergekommen, musste aber einmal im Monat nach Passau fahren, um sich in seiner Flüchtlingsunterkunft zu melden und Post zu holen. Ich hatte da viel Kontakt mit dem Landratsamt in Passau und jetzt haben sie ihm auch einen anderen Aufenthaltsstatus gegeben, mit dem er umziehen darf. Wir warten nur noch auf den Pass.

Da habt ihr schon einiges zusammen erlebt. Gab es noch andere Herausforderungen, die ihr zu bewältigen hattet?
Jürgen: Ali hat auch familiär sehr viel um die Ohren, weil eine seiner Schwestern wohl abgeschoben werden soll. Er hat auch früh seinen Vater hier in Deutschland verloren und stand dann vor mir und sagte: „Mein Papa ist gestorben. Kannst du jetzt nicht mein Papa sein?“ Da kommen dann schon väterliche Gefühle hoch. Ich habe da aber keine Berührungsängste und habe ihn, wie eigentlich alle meine Mentees, familiär eingegliedert. 

Was bedeutet das für dich?
Jürgen: Ali ist eigentlich überall dabei und ich bin ganz stolz darauf, weil er noch sehr jung ist. Er hat jetzt auch eigene Patenschaften, weil er einer ist, der jedem hilft. Und wenn wir im Büro Sprechstunde haben, übersetzt er ins Arabische. Er wohnt auch ganz bei mir in der Nähe und dann treffen wir uns auch mal so in der Freizeit.

Habt ihr gemeinsame weitere Ziele?
Ali: Ich muss erst einmal umziehen und eine Wohnung haben. Und danach mache ich vielleicht Sachkunde.

Jürgen: Das ist eine Prüfung, mit der er die Möglichkeit hätte, eine fünfmonatige Ausbildung zur Sicherheitsfachkraft für Menschen mit Migrationshintergrund zu machen und dann auch vom Verdienst her in eine ganz andere Lohnklasse käme. Ali war da immer so ein bisschen skeptisch, weil es immer hieß: „Ich muss Geld verdienen, die Familie braucht Geld.“ Da habe ich gesagt: „Du musst auch mal ein bisschen an dich denken, an deine Zukunft. Und wenn du genug Geld hast, dann kannst du es ja auch weiterverteilen.“ Er war einverstanden und hat auch schon eine Zusage für diese Ausbildung. Auch das werden wir angehen, wenn er seinen Pass hat.

Über die Mitgliedsorganisation:

Die Bürgerstiftung Duisburg unterstützt mit ihrem Patenschaftsprojekt "DU bist willkommen" Geflüchtete bei der Bewältigung des Alltags sowie bei Fragen zu Gesetzen, Formularen, Gesundheit, Arbeit oder Sprachkursen. Die Patinnen und Paten wiederum haben im Projektbüro direkte und versierte Ansprechpartner und werden bei Bedarf durch Workshops und Vorträge in ihrem Ehrenamt fachlich begleitet.

Weitere Informationen: www.buergerstiftung-duisburg.de/portfolio/du-bist-willkommen/
Text: Lena Guntenhöner

Lachende und fröhliche Menschen
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Programm Chancenpatenschaften

Der Bundesverband Deutscher Stiftungen unterstützt als Träger des Bundesprogramms "Menschen stärken Menschen" Stiftungen bei der Durchführung ihrer Mentoring- und Patenschaftsprojekte.

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