Zivilgesellschaft leistet unverzichtbaren Beitrag für die Bildung

Eins-zu-eins Mentoring und Mediationsangebote zur Unterstützung junger Menschen durch freiwillig Engagierte werden immer wichtiger. Um die Potenziale für die Bildung auszuschöpfen, brauchen Engagierte eine zielgerichtete Unterstützung.

Immer mehr ehrenamtliche Mentoren und Mediatoren* ergänzen die schulische Arbeit, indem sie bedarfsorientiert junge Menschen bei ihrer Bildungsentwicklung unterstützen. Damit tragen sie zu Chancenausgleich und gesellschaftlicher Teilhabe bei. Zugleich verstehen sich ehrenamtliche Mentoren und Mediatoren als Zivilgesellschaft von unten, die aktiv Probleme löst. Damit die Organisationen, die ehrenamtliche Mentoren und Mediatoren ausbilden und in Engagement vermitteln, dieses Potential weiter ausbauen können, brauchen sie eine zielgerichtete Unterstützung sowie eine dauerhafte Förderung. „Freiwilliges Bildungsengagement reagiert auf den Bedarf junger Menschen und trägt zum erfolgreichen Lernen und Ausgleich der zunehmenden Lerndefizite bei.“ Stellt Sabine Süß, Co-Leiterin des Forschungsprojekts fest.

Im transdisziplinären Forschungsprojekt „Zivilgesellschaft und Bildung. Bürgerschaftliches Engagement in Kommunalen Bildungslandschaften“ wurden mit zwei Surveys ehrenamtliche Mentoren und Mediatoren sowie dahinterstehende Organisationen zu ihrem Bildungsengagement befragt. Das Forschungsvorhaben wurde vom Verein Stiftungen für Bildung e.V. mit dem Netzwerk Stiftungen und Bildung und dem Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) entwickelt und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Die aktuellen Zahlen der PISA-Studie belegen erneut, dass sich die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen unter Schülerinnen und Schüler in Deutschland weiterhin verschlechtern. Um diese individuellen Defizite bei Kindern und Jugendlichen auszugleichen, werden immer mehr ehrenamtliche Mentoren und Mediatoren tätig. „Das ist ganz klar eine Reaktion auf die schlechten Ergebnisse der ersten PISA-Studie 2001“, erklärt die Wissenschaftlerin Jana Priemer. Damit reagieren sie auf einen individuellen wie gesellschaftlichen Bedarf, der nicht mehr nur allein vom Staat bewältigt werden kann.

Ehrenamtliche Mentoren und Mediatoren helfen anderen Menschen in der Regel durch eine Eins-zu-eins-Betreuung oder durch eine persönliche Beratung, oftmals über einen längeren Zeitraum. Die Forschung hat längst gezeigt, dass individuelle Begleitung von Kindern und Jugendlichen durch Mentoren und die persönliche Beratung durch Mediatoren einen wertvollen Beitrag leisten, um Bildungsungleichheiten zu reduzieren. Die gesellschaftlichen Leistungsbeiträge dieser Engagierten sind bislang weder von der Öffentlichkeit noch in der Wissenschaft wahrgenommen und erfasst. Damit sich das ändert, wurde das Forschungsprojekt entwickelt.

Allein an den deutschen Schulen sind tausende freiwillig engagierte Personen als Mentoren oder Mediatoren tätig. Mentor-Leselernhelfer e.V. vermittelt bundesweit bereits 13.000 ehrenamtliche Lesementoren an Kinder. Über Seniorpartner in School sind derzeit bundesweit 1.000 Schulmediatoren an Schulen aktiv. Wie viele freiwillig engagierte Personen so das öffentliche Bildungsangebot ergänzen und wie viele Organisationen dahinterstehen, die die Engagierten mobilisieren, auszubilden und während ihres Engagements begleiten, wurde von der Forschung bislang ebenfalls nicht erfasst.

Die ersten Ergebnisse des Forschungsprojekts zeigen, dass sie gänzlich anders arbeiten als jene Organisationen, die im staatlichen Auftrag tätig sind und dafür dauerhafte finanzielle Unterstützung bekommen. Dies zeigt sich in der Arbeitsweise und der Finanzierung. Die meisten befragten Organisationen finanzieren ihre Aktivitäten überwiegend über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Für bezahltes Personal reicht es in der Regel nicht. Dabei braucht es gerade dann, wenn es immer mehr Engagierte zu koordinieren gilt, eine langfristige Finanzierung und zielgerichtete Unterstützung, die die spezifische Lebenssituation und Bedürfnisse der Engagierten berücksichtigt.

Eine bildungsgerichtete und zukunftsorientierte Engagementpolitik mobilisiert alle gesellschaftlichen Gruppen, einschließlich aller Geschlechter, Altersgruppen und Herkünfte. Eine solche Politik muss zudem auf regionale Unterschiede und Bedingungen reagieren. Bisher sind ehrenamtliche Mentoren und Mediatoren noch nicht in allen Regionen Deutschlands gleichermaßen aktiv. Die Befragungen zeigen, dass bislang eine „typische“ Person, die sich ehrenamtlich als Mentor oder Mediator engagiert, weiblich und meist schon im Ruhestand ist. Angesichts der geburtenstarken Jahrgänge, die derzeit und in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen, liegt hier viel Engagementpotenzial, das es zu erschließen gilt.

 

Ansprechpartnerinnen:

Stiftungen für Bildung e.V.
Forschung Zivilgesellschaft und Bildung
Sabine Süß
Co-Leiterin des Forschungsprojektes
Telefon (030) 43 97 143 – 10
sabine.suess[at]stiftungen-bildung[punkt]de


Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
Zentrum für Zivilgesellschaftsforschung
Jana Priemer
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt
Telefon: (030) 25 491 - 425
jana.priemer[at]wzb[punkt]eu