Dezentrales Kioskmodell sichert nachhaltig Zugang zu sauberem Wasser in Kenia

© Siemens Stiftung
Die SWE-Kioske versorgen über 33.000 Menschen in sieben kenianischen Bezirken mit bezahlbarem Wasser.

Anlässlich des Weltwassertages (22.03.2024) veröffentlicht die Siemens Stiftung eine neue Studie zur Rolle von Sozialunternehmen bei der Bereitstellung von sicherem Trinkwasser: „Leveraging decentralized, entrepreneurial approach to safe water supply: A comprehensive study on water kiosks and their impact in rural Kenya“. Im Mittelpunkt steht das seit zehn Jahren erprobte dezentrale, unternehmerische Konzept von Wasserkiosken (Safe Water Enterprises) im ländlichen Raum und deren Potenzial für nachhaltige Entwicklung. Denn für 40 Prozent der Weltbevölkerung ist der Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygiene noch lange nicht erreicht (United Nations), wobei Frauen und Mädchen am stärksten betroffen sind (UNICEF/WHO).

Der Fokus der Studie liegt auf Kenia, wo nur ein Drittel der Bevölkerung uneingeschränkten Zugang zu Trinkwasser hat. Um bis 2030 eine flächendeckende Wasserversorgung im ganzen Land sicherzustellen, sind schätzungsweise 22 Mrd. USD erforderlich; nur die Hälfte davon steht der Regierung derzeit zur Verfügung. Eine der größten finanziellen Herausforderungen ist die Entwicklung und Erhaltung von Infrastruktur in ländlichen Regionen. Vor diesem Hintergrund leistet der Privatsektor, darunter lokal verankerte Sozialunternehmen, einen entscheidenden Beitrag für die Verringerung des Versorgungsdefizits. Die Siemens Stiftung und die SkyJuice Foundation haben 2012 das Modellprojekt Safe Water Enterprise (SWE) – lokal bekannt als Maji Safi – ins Leben gerufen. Kern des Projekts ist ein lokal verankertes, soziales Geschäftsmodell für den Verkauf von sauberem Wasser zu erschwinglichen Preisen. Die Studie unterstreicht, dass dezentrale Kioskmodelle im Vergleich zu traditionellen Wasserversorgungssystemen kostengünstiger sind, gerade bei der Versorgung abgelegener Gemeinden. Derzeit gibt es elf Wasserkioske in sieben Bezirken im Westen und an der Küste Kenias, die bisher 48 Mio. Liter sauberes Trinkwasser an 6.608 Haushalte mit 33.000 Menschen geliefert haben.

Gemeinschaftlich verankertes, soziales Geschäftsmodell

2022 wurden die Kioske von den Wasserbehörden in Unterlizenz an die örtlichen Gemeinden übergeben, die dann die Unternehmen unabhängig betreiben und Partnerschaften entweder mit den Bezirksregierungen oder mit Wasserdienstleistern eingehen können, um die Versorgung mit sauberem Wasser in ihrem Gebiet gemäß dem Wassergesetz 2016 sicherzustellen. In der Studie wird dargelegt, wie der unternehmerische und dezentrale Ansatz zu einer stabilen, sicheren und nachhaltigen Versorgung mit sauberem Trinkwasser führt. „Die gesamte Gemeinde ist in allen Phasen des Projekts involviert. Sie ist in der Lage, ein wirtschaftlich selbsttragendes Unternehmen zu betreiben, das in einigen Fällen jährliche Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich aufweist. Die Kioske erwirtschaften bei bezahlbaren Preisen ausreichende Einnahmen, um die Betriebskosten, Reparaturen und Instandhaltung zu decken, und das zu Preisen, die für jeden erschwinglich sind. Sie schaffen Arbeitsplätze und fördern zusätzliche Wirtschaftstätigkeiten wie Restaurants, Salons und Wasserlieferdienste“, sagt Terry Adhiambo, Gemeindemitglied in Sondu.

Geschlechtergerechtes Modell

In Kenia sind meist Frauen und Mädchen für die Wasserbeschaffung in den Haushalten zuständig. Fehlender Zugang zu sicherem Wasser und sanitären Einrichtungen mindert das Entwicklungspotenzial und Wohlergehen von Frauen und Mädchen und setzt den Kreislauf der Armut fort. „Frauen und Mädchen müssen jetzt nicht mehr im Dunkeln losziehen, um Trinkwasser von weit entfernten Quellen zu holen, die auch von Krokodilen belagert sein können. Nun haben sie leichten Zugang zu sauberem Wasser, was zu einem besseren Gesundheitszustand und weniger Fällen von geschlechtsspezifischer Gewalt führt. Jetzt haben sie mehr Zeit für andere produktive Tätigkeiten, wie Bildung und die Teilnahme an den wirtschaftlichen Möglichkeiten, die unter anderem durch die Safe Water Enterprises geschaffen wurden“, sagt Joyce Onyach, Schatzmeisterin der Partnerorganisation Lower Nyatike Water User Association.

„Sicheres Wasser ist ein Menschenrecht, eine Stabilitätsquelle und ein Katalysator für nachhaltige Entwicklung. Dies war der Ausgangspunkt für das Projekt Safe Water Enterprises. Wir haben uns mit lokalen Behörden, Gemeindeorganisationen, Bezirken, NGOs und lokalen Implementierungspartner*innen zusammengeschlossen, um die Teilhabe aller Stakeholder zu gewährleisten. Die Studie zeigt, dass der Zugang zu sauberem Wasser zur allgemeinen Produktivität und zum Wohlbefinden der Gemeinschaften beigetragen hat. Sie ist ein starkes Zeugnis dafür, wie ein förderndes Umfeld und das Engagement der Gemeinden den Weg für das UN-Nachhaltigkeitsziel ‘Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen‘ für alle ebnen können“, erklärt Dr. Nina Smidt, Geschäftsführende Vorständin und Sprecherin des Vorstands der Siemens Stiftung.

Die Umwelt schonen

Die Wasserkioske nutzen eine einfache, aber zuverlässige Technologie, die von der Partnerorganisation SkyJuice Foundation entwickelt und geliefert wurde. Die Membranfaser-Filtertechnologie ist kostengünstig, stromunabhängig und für den Einsatz in ländlichen Gebieten zur Wasserversorgung auf Gemeindeebene geeignet. Ein Filter kann bis zu 10.000 Liter Wasser pro Tag aufbereiten. Die Dorfbewohner*innen haben außerdem Pflanzen um die Kioske herum angelegt, die zur Temperaturminderung und zur Erzeugung eines Mikroklimas beitragen, sodass die Umgebung für landwirtschaftliche Aktivitäten besser geeignet ist und die Artenvielfalt gefördert wird. Der Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserquellen sind sich die Gemeindemitglieder bewusst und tragen proaktiv zum Schutz der Umwelt bei.

Sie können den Bericht hier herunterladen:
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