Wir müssen handeln

Die Herausforderungen unserer Zeit

Jugendliche, die insbesondere zu Fragen des Umwelt- und Naturschutzes auf die Straße gehen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit alarmierenden Aufrufen zu globalen Entwicklungsfragen, Staats- und Regierungschefs bei Krisentreffen – wie selten zuvor dominieren Nachrichten über dringende soziale und ökologische Herausforderungen unsere Gegenwartsdebatten. Es geht dabei um den fortschreitenden Klimawandel, um steigende soziale Ungleichheit, um Gesundheitskrisen, um wachsende Flüchtlingsbewegungen, um bedrohte Freiheiten im Digitalzeitalter. Die Zeit, die wir noch haben, um Lösungen zu finden, sie läuft. Dass wir in einem Zeitalter der Dringlichkeit leben, wird nirgends so deutlich wie in den umfassenden Nachhaltigkeitszielen – den Sustainable Development Goals (SDGs) – der Vereinten Nationen, zu deren Umsetzung sich die Menschheit bis 2030 verpflichtet hat. 

Gemeinsam für eine bessere Zukunft

Gleichzeitig gibt es jeden Tag unzählige Beiträge zur Problemlösung: vom bürgerschaftlichen Engagement in Projekten bis hin zur wissenschaftlichen Erforschung neuer Lösungen, von der Wahrnehmung unternehmerischer Verantwortung bis hin zur Durchführung politischer Programme. Stiftende und Stiftungen sind Teil davon. Sie gestalten die Gesellschaft auf vielfältige Weise, und überall begegnen wir den sichtbaren und weniger sichtbaren Zeugnissen ihrer Wirkung. 

Wie sieht dieses Wirken aus? Was tragen Stiftende und Stiftungen dazu bei, die dringenden Herausforderungen der Gegenwart zu bewältigen? Und könnten sie vielleicht noch mehr leisten? Diese Veröffentlichung zeichnet ein aktuelles Bild des Stiftens und seines Potenzials für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele. Es ist keine umfassende wissenschaftliche Studie oder gar eine Handlungsanweisung an einzelne Stiftungen, sondern eine erste Annäherung aus der Praxis für die Praxis. Die Veröffentlichung basiert auf zwei Workshops mit ausgewählten Expertinnen und Experten des Stiftungswesens, vielen Diskussionen mit Mitgliedern und Mitarbeitenden des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und zahlreichen Gesprächen mit Stiftenden der nächsten Generation.  

Wo es um Stiftungen bürgerlichen Rechts geht, konnte zudem die gute Datenbasis des Bundesverbands Deutscher Stiftungen genutzt werden. Bezüglich vieler anderer Erscheinungsformen des Stiftens versucht diese Veröffentlichung darüber hinaus trotz fehlender Daten, Trends und mögliche Entwicklungen aufzuzeigen und damit den Raum für eine informierte Diskussion darüber zu öffnen, wie sich das Stiften ein weiteres Mal in seiner langen Geschichte entlang der Erfordernisse der Gegenwart wandelt, wie es noch mehr Menschen inspirieren und mehr Ressourcen mobilisieren kann, um so einen noch größeren Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele zu leisten. 

Ein Überblick über diese Veröffentlichung

Das Kapitel Das Stiften und die SDGs setzt das Stiften in Beziehung zu den SDGs, zeigt die vielfältigen Möglichkeiten auf, mit denen Stiftungen zu den SDGs beitragen können – und dies heute auch schon tun. Beispiele aus der Praxis zeigen das große Potenzial des SDGs-relevanten Stiftungswirkens – jedoch mehr mit Geschichten als mit Zahlen, da belastbare Daten bislang nur rudimentär zur Verfügung stehen. 

Das Kapitel Wir können es schaffen zeigt die engagierten Aufrufe, Meinungen und Empfehlungen zum Wirken des Stiftens für die SDGs von Mitgliedern und Partnern des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. 

In dem Kapitel Was zu tun ist wird noch einmal hinterfragt, wo Hürden und Hindernisse sind, die Stiftende und Stiftungen noch zurückhalten, um mehr und anders zur Erfüllung der SDGs beizutragen. Aus der Vielzahl der Gespräche, die dieser Studie zugrunde liegen, haben wir wesentliche Anregungen als Anstoß formuliert. Sie richten sich an Stiftende und Stiftungen selbst, aber auch an ihre Interessenvertretung, die Politik und andere Akteure.

Abschließend findet sich ein Plädoyer: Mehr Wirken für die SDGs.

In dem Kapitel zu Hintergrundinformationen werden weitere Informationen zur Verfügung gestellt: ein Einblick in die deutsche Engagementlandschaft, eine Zusammenfassung der geführten Interviews, ein Glossar, Abkürzungen und Literatur sowie kurze Videos und PDF-Versionen dieser Online-Veröffentlichung.

Wer diesen Report mit der Vorstellung liest, Stiftungen seien angesichts ihrer (häufigen) Bindung an einzelne Vermögen und festgeschriebene Zwecke eigentlich ein Gegenbild zu den beweglichen, offenen, lernenden und veränderungsbereiten Organisationsformen der Zukunft, darf mit Überraschungen rechnen. Mit dem „Potenzial des Stiftens“ wird erstens ein Raum beschrieben, der begrifflich viel breiter ist als die Rechtsform der klassischen Stiftung des bürgerlichen Rechts. Zweitens geht es um Orte des Mitmachens, die heute schon viel mehr Platz einnehmen, als man erwartet. Und drittens handelt es sich um Räume mit einer besonderen Unabhängigkeit von Märkten und politischen Einflüssen. Aus diesen Besonderheiten könnten einige der Bausteine kommen, die niemand anderes als Stiftungen zu dem großen Puzzle der Lösungen beitragen kann. 

Viel Freude beim Lesen dieser Online-Veröffentlichung.