Digital in Afrika

Globales Engagement
© USAID Feed the Future Commodity Production and Marketing Activity
16.05.2018
Globales Engagement
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Digitalisierte Landwirtschaft in Uganda, Rechtshilfe für Händler in Kenia oder Ausbildung von Software-Ingenieuren in Tunesien: Junge Menschen gehen erfolgreich neue Wege.

82 Prozent der afrikanischen Bevölkerung nutzen Mobilfunkverbindungen. Mit Blick auf die Digitalisierung hat diese starke Verbreitung von Handys in Afrika viele Möglichkeiten für die Menschen geschaffen, wenngleich die Technologie- und Internetnutzung auf dem Kontinent nach wie vor sehr ungleich verteilt ist. Der „Digitalisation Maturity Report“ von Siemens Southern Africa kam anhand einer Untersuchung der vier Länder Äthiopien, Kenia, Nigeria und Südafrika unter anderem zu dem Schluss, dass bahnbrechende Technologien in Afrika eher zu Entwicklung als zu Disruption führen. Darüber hinaus kann eine sogenannte „glokalisierte Digitalisierung“, bei der globale Ansätze an lokale Gegebenheiten angepasst werden, zum Erfolg führen.

Für viele junge Menschen in Afrika ist diese Art der Digitalisierung eine willkommene Chance, ihre Vorstellungen von Entwicklung und Zukunft umzusetzen. Sie bringen Kreativität, Begeisterung und technologisches Wissen ein, um praktikable, zukunftsfähige Lösungen für ihre Länder und über die Grenzen hinweg aufzuzeigen. Zumeist sind sie sehr gut vernetzt, aufgeschlossen und arbeiten agil. Viele von ihnen nutzen auch die Angebote, die Stiftungen und Organisationen der internationalen Zusammenarbeit bieten, um sich weiteres Spezialwissen aufzubauen und ihre Netzwerke zu erweitern.

„Neben dem Netzwerk von großartigen und gleichgesinnten Unternehmern auf der ganzen Welt waren die Mentoring- Sitzungen der beste Teil des Programms. Mit dem Mentoring haben wir unseren Investment Pitch und Businessplan sowie unsere Strategie verbessert.“
Zilla Mary Arach, Co-Founder and Chief Technology Officer, Akorion Company Limited

Zilla Mary Arach, Uganda

Zilla Mary Arach aus Uganda ist eine dieser jungen Afrikanerinnen. Sie nahm im September 2014 mit ihren zukünftigen Geschäftspartnerinnen und -partnern an einer von der U.S. Agency for International Development (USAID) organisierten Veranstaltung teil, um Ideen zur Förderung des Agrarsektors in Uganda zu entwickeln. Daraus ist die Akorion Company Limited entstanden, ein Unternehmen, das landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten digitalisiert, um Bauern und Agrarunternehmen den Zugang zu qualitativ hochwertigen Produktions-, Marketing- und Finanzdienstleistungen über die neu entwickelte Plattform EzyAgric zu ermöglichen.

2017 kam Zilla Mary Arach zu dem Young Founders Programme der Westerwelle Foundation. Das Besondere an diesem Projekt: „Wir unterstützen junge Menschen aus Entwicklungs- und Schwellenländern, die ein Start-up bereits erfolgreich gegründet haben, durch Coaching, Investorenkontakte und insbesondere auch durch Mentoring mit sorgfältig ausgewählten, erfahrenen Unternehmern aus Deutschland. Dadurch helfen wir beim Auf- und Ausbau der Unternehmen.“ So bringt es Christoph Rohde, Programme Manager der Westerwelle Foundation, auf den Punkt. Wie begehrt dieses Programm bei jungen Unternehmerinnen und Unternehmern ist, belegen die Zahlen für das Jahr 2018: 1.586 Bewerber aus 139 Ländern haben sich um 25 Plätze beworben.

Für Akorion und den Agrarsektor in Uganda hat sich der Einsatz gelohnt: Innerhalb von nur zwei Jahren nutzten 60.000 Landwirte die Plattform und für 480 Jugendliche konnten Arbeitsplätze geschaffen werden.

© Sauti Africa Limited, Nathan Siegel
„Als Teil des Accelerators erhalten wir Zugang zu internationalen Unternehmen und Investoren. Wir freuen uns sehr, auf diese Weise Händlerinnen und Händler im grenzüberschreitenden Handel zwischen den ostafrikanischen Ländern immer besser unterstützen zu können.“
David Orega, Field Operations Manager, Sauti Africa Limited

David Orega, Kenia

Die 2016 in Kenia gegründete Sauti Africa Limited widmet sich dem Handel zwischen Kenia und Uganda. Regionaler Handel spielt für viele afrikanische Länder eine besondere Rolle, weil er Arbeitsplätze schafft und zur Ernährungs- und Energiesicherung beiträgt. Für die Händlerinnen und Händler ist der Grenzübertritt allerdings oft ein bürokratisches Unterfangen, vor allem, weil sie häufig wenig über die Bedingungen des Handels wissen. Korruption, Schikanen und Übergriffe gehören da leicht zum Alltag.

David Orega, Fields Operations Manager bei Sauti, ist es ein Anliegen, diesen Menschen zu helfen. Er und sein Team klären die Händlerinnen und Händler über ihre Rechte und Pflichten auf. Außerdem ermutigen sie sie, über die Sauti-Plattform Bestechung und andere Vorfälle wie etwa Belästigungen zu melden, um öffentlich den politischen Druck zur Lösung dieser Probleme zu erhöhen.

Für Sauti ist es hilfreich, von dem „Make-IT in Africa“-Programm der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt zu werden. Das Förderprogramm „Make-IT Accelerator“ hilft Digitalunternehmen wie Sauti dabei, ihre Produkte und Dienstleistungen zu verbessern. Zudem ermöglicht es ihnen einen besseren Zugang zu Finanzen, Märkten und Kompetenzentwicklung. Dr. Jan Schwaab, Leiter des Projekts, beschreibt das Motto des Programms als „Inspirieren, Verbinden, Entwickeln. Mit Make-IT konzentrieren wir uns dabei auf junge Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Gründerinnen und Gründer, die nicht nur aus den Metropolregionen stammen.“

Sauti hat bereits über 10.000 Anfragen beantwortet und zu Handels- und Marktthemen Auskunft gegeben. Insgesamt haben bisher mehr als 2.000 Händler und Händlerinnen die Plattform genutzt.

© Think.iT
„Als die BMW Stiftung von unserer Idee für Think.iT erfuhr, brachte sie ohne Zögern
große Steine ins Rollen und gab uns eine weltweite Plattform. Durch Netzwerke und gezielte ‚Impact-Sessions‘ fanden wir bereits nach einigen Wochen viele unserer wichtigsten Trainingspartner und Mentoren.“
Mehemed Bougsea, Co-Founder and Product Visionary, Think.iT

Mehemed Bougsea, Tunesien

Mehemed Bougsea, dessen Familie aus Deutschland und Libien kommt und der nun in Tunesien lebt, ist Teil des BMW Foundation Responsible Leaders Network, ein Netzwerk für Menschen, die sich als Führungspersönlichkeiten verstehen und sich für positiven gesellschaftlichen Wandel und das Gemeinwohl über Grenzen hinweg einsetzen. Ilsabe von Campenhausen, die für die Konzeption und Organisation von Leadership-Formaten zuständig ist, beschreibt die Wirkungsweise der Stiftung: „Die BMW Foundation Herbert Quandt inspiriert Führungspersönlichkeiten weltweit, ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und sich als Responsible Leaders für eine friedliche, gerechte und nachhaltige Zukunft einzusetzen. Unser globales Responsible-Leaders-Netzwerk zeichnet sich durch Vielfalt und Freude an der Zusammenarbeit aus und treibt durch gemeinsames Handeln positiven Wandel voran.“ Um zu dieser globalen Gemeinschaft, die derzeit 2.510 Menschen umfasst, gehören zu können, muss man an einem Leadership-Programm teilgenommen haben, von der Stiftung ausgewählt worden sein und aktiv in dem Netzwerk mitarbeiten.

Mehemed Bougsea hat im Sommer 2017 mit zwei Freunden „Think.iT“ gegründet. Sie wollen talentierten IT-Expertinnen und -Experten die Chance geben, in Nordafrika eine fundierte Ausbildung zu erhalten. Diese zu Software-Ingenieurinnen und Ingenieuren ausgebildeten Menschen werden dann virtuell, das heißt online von ihren Heimatländern aus, in internationale Technologieteams integriert. In einem Artikel des US-amerikanischen Magazins „Forbes“ wurde Think.iT als „Start-up mit sozialem Bewusstsein und Lösungsansätzen für die globale Tech-Talent-Krise“ bezeichnet. Während die ersten 35 Personen bereits ausgebildet sind und für Start-ups in Berlin, München und Belgien arbeiten, hat Think.iT schon die Finanzierung für den Ausbau des Programms erhalten.

Diese jungen Afrikanerinnen und Afrikaner sind inspirierende Beispiele dafür, wie das Eintreten für gesellschaftliche Verantwortung und positiven Wandel gelingen kann. Stiftungen und Organisationen der internationalen Zusammenarbeit haben dort eine wichtige Rolle, wo diese jungen Menschen Unterstützung für ihre Pläne brauchen. Das gelingt am besten dann, wenn Stiftungen und Organisationen der internationalen Zusammenarbeit gut vernetzt, kooperativ sowie entlang der Bedarfe der jungen Afrikanerinnen und Afrikaner arbeiten.

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