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Else Kröner-Fresenius-Stiftung

Rolle der Förderbedingungen für die SDGs

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Stiftungen können ihre Antragsteller über die Förderbedingungen zum Mitwirken an den SDGs animieren. Dies erhöht zugleich den Bekanntheitsgrad der SDGs bei Antragstellern.

Dr. Judith von Heusinger Leiterin des Förderbereichs medizinisch-humanitäre Entwicklungszusammenarbeit bei der Else Kröner-Fresenius-Stiftung
SDG 1 - Keine Armut SDG 2 - Kein Hunger SDG 3 - Gesundheit und Wohlergehen SDG 4 - Hochwertige Bildung SDG 6 - Sauberes Wasser und Sanitätanlagen SDG 10 - weniger Ungleichheiten

Mit Gesundheitsversorgung zur Nachhaltigkeit

Eine mangelnde Gesundheitsversorgung untergräbt jeden Einsatz für eine nachhaltige und gerechte Welt. Daher baut die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) in Entwicklungsländern medizinische Infrastrukturen auf und bildet lokale Fachkräfte aus. 

Wie wichtig eine medizinische Grundversorgung ist, zeigt sich am besten an einem Beispiel aus Äthiopien. Obwohl 2018 erstmalig eine Frau an die Regierungsspitze des Landes gewählt wurde, ist es um die Gesundheit der Frauen in dem ostafrikanischen Land noch immer schlecht bestellt. So sind beispielsweise die Versorgung von Schwangeren oder die Betreuung von Geburten in öffentlichen Krankenhäusern mangelhaft. Die medizinische Qualität ist ungenügend, aber es fehlt auch an einer emphatischen und respektvollen Behandlung der werdenden Mütter. Erschwerend kommt hinzu, dass viele junge Frauen an Erkrankungen des Beckenbodens leiden. Gründe hierfür sind chronische Mangelernährung, viele und vor allem sehr frühe Schwangerschaften sowie schwere körperliche Arbeit von Kindesbeinen an. Eine moderne klinische Diagnostik sowie die entsprechenden Behandlungsmethoden sind – wenn überhaupt – nur rudimentär vorhanden. Um die Frauengesundheit sowie die gynäkologische Betreuung in äthiopischen Krankenhäusern zu verbessern, unterstützt EKFS seit Mai 2018 den vom Eichsfeld Klinikum initiierten Aufbau von zwei Ausbildungszentren für fetomaternale Gesundheit. Ziel ist es, langfristig eine nachhaltige urogynäkologische Versorgung vor Ort und in der Region aufzubauen sowie den frauenärztlichen Nachwuchs auszubilden. 

Die nachhaltige Wirkung durch entwicklungspolitische Vorhaben ist der EKFS ein besonderes Anliegen. So hat die Stiftung vor Kurzem eigens eine Sonderausschreibung mit Fokus auf Langfristigkeit auf den Weg gebracht. Die über die Sonderausschreibung ausgezeichneten Projekte sollen nach Ablauf der Förderung in nationale Strukturen überführt und selbstständig von Partnern des Projektlandes weitergeführt werden.

Dr. Judith von Heusinger Leiterin des Förderbereichs medizinisch-humanitäre Entwicklungszusammenarbeit

Lokale Expertise für werdende Mütter 

Dieses Beispiel macht den Ansatz der Stiftung deutlich: Ziel der Stiftungsarbeit im medizinisch-humanitären Bereich ist es, die Gesundheitsversorgung von Menschen in Entwicklungsländern nachhaltig zu verbessern. In dieser Förderlinie leistet die EKFS direkte medizinische Hilfe für Patientinnen und Patienten und fördert Maßnahmen zur Verbesserung der medizinischen Infrastruktur. Als besonderen Schwerpunkt unterstützt sie Programme zur Aus- und Weiterbildung von Fachkräften im Gesundheitsbereich, beispielsweise Ärzte und Ärztinnen, Hebammen, Krankenpflegekräfte oder Village Health Worker.

Langfristig sollen die Projekte von den einheimischen Fachkräften selbst fortgeführt werden. Hierfür ist essenziell, auch vor Ort ein adäquates Umfeld und Anreize zu schaffen, um der Abwanderung von qualifiziertem Personal vorzubeugen. Das geschieht durch die Verbesserung der örtlichen Medizin-Infrastruktur, die Schaffung lokaler Netzwerke sowie Kooperationen mit Kliniken, Universitäten, Wirtschaftsunternehmen und Politik. Besonderer Wert wird auf die Einbeziehung lokaler Partner in die Projektplanung und -implementierung gelegt.

Zusätzlich werden Fördermittel in Sonderausschreibungen zu ausgewählten Themen vergeben. Einmal jährlich wird der mit 100.000 Euro dotierte Else Kröner Fresenius Preis für Medizinische Entwicklungszusammenarbeit verliehen.

Die Antragsteller der Stiftung im medizinisch-humanitären Bereich sind öffentlich-rechtliche Gesundheitseinrichtungen, etwa Universitätskliniken, Krankenhäuser oder gemeinnützige Organisationen und Vereine mit medizinischer Ausrichtung aus Deutschland oder dem europäischen Ausland.  

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Medizinisches „Capacity Building“ wird auf allen Ebenen des Gesundheitssystems gefördert. Auf diese Weise möchte die Stiftung Hilfe zur Selbsthilfe und damit einen möglichst nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der medizinischen Situation vor Ort leisten. Im Fokus der Förderung steht die medizinische Aus- und Weiterbildung – vom Gesundheitshelfer und der Hebamme auf dem Land bis hin zur Hochschullehrerin bzw. zum Facharzt an der Universität. Langfristig sollen die Projekte von den einheimischen Schwestern und Ärztinnen selbst fortgeführt werden. Hierfür ist essenziell, auch vor Ort ein adäquates Umfeld und Anreize zu schaffen, um der Abwanderung von qualifiziertem Personal langfristig vorzubeugen: durch die Verbesserung der lokalen medizinischen Infrastruktur, die Schaffung lokaler Netzwerke, Kooperationen mit Kliniken, Universitäten, Wirtschaftsunternehmen und Politik. Besonderer Wert wird auf den Einbezug lokaler Partner in Projektplanung und -implementierung gelegt. So soll mit den Förderprojekten eine möglichst nachhaltige Wirkung erzielt werden.

Weiterlesen: https://www.ekfs.de/humanitaere-foerderung/foerderlinien/regulaere-foerderlinie

Welche Rolle spielen Stiftungen bei der Umsetzung der SDGs?
Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) unterstützt mit ihren humanitären Förderprogrammen Projektpartner, damit diese Projekte umsetzen, die zur Erfüllung der SDGs beitragen. Der Beitrag zur Erreichung der SDGs erfolgt durch gezielte Projektförderung.

Wie bindet Ihre Stiftung die SDGs in die Arbeit ein?
Durch die Vorgaben der Antragstellung werden Antragstellende dazu verpflichtet, genau zu reflektieren, zu welchen SDGs (inklusive Unterzielen) sie mit ihrem Projekt jeweils beitragen wollen. Nach einer Förderbewilligung werden sie außerdem im Rahmen des Projektmonitorings konkret gefragt, anhand welcher Indikatoren sie ihre Erfolge messen und welche Wirkung sie mit den entwicklungspolitischen Maßnahmen erzielen konnten.

Welche Wirkung erzielen Sie?
Die EKFS will durch ihr Engagement in Entwicklungsländern weltweit drei Dinge erreichen: möglichst vielen Patientinnen und Patienten vor Ort direkt helfen, möglichst viele qualifizierte Fachkräfte ausbilden und ein Umfeld schaffen, das sie animiert, in ihrem Land zu bleiben. 

Die Stiftung misst die Erfolge aus den einzelnen Projektförderungen durch Zwischen- und Abschlussberichte. Für die von EKFS und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kofinanzierte Förderlinie Klinikpartnerschaften wurde zudem ein externes Evaluationsteam beauftragt, das 2020 erste Ergebnisse zur Wirkung der gesamten Förderlinie präsentieren wird. 

Welches sind Ihre wichtigsten Erfahrungen?
Es ist für Stiftungen sehr aufwendig (finanziell und auch in Zeit bemessen), den Beitrag zu den SDGs quantitativ zu messen. Für eine vollumfängliche Wirkungsmessung ganzer Förderprogramme mit vielen Projektpartnern müssen umfangreiche personelle Kapazitäten zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus haben Stiftungen einen geringen Legitimationsdruck, ihren Beitrag zu den UN-Entwicklungszielen zu messen und transparent zu machen, da oftmals die Erfüllung des Stiftungszwecks im Vordergrund steht.

Wie viele Ressourcen setzen Sie für Ihr SDGs-relevantes Wirken ein?
Zurzeit werden im humanitären Förderbereich der EKFS jährlich 12 Millionen Euro zu Erreichung der SDGs zur Verfügung gestellt. 

Welche Hürden gibt es für Stiftungen beim Engagement für die SDGs?
Für die Stiftungsarbeit nimmt die Erfüllung des Stiftungszwecks die allererste Stelle ein. Dem fühlt sich die EKFS verpflichtet sowie dem Erhalt des Andenkens an die Stifterin Frau Else Kröner. Die Stiftung engagiert sich insofern für jene SDGs, die mit dem Stiftungszweck kompatibel sind. Die Herausforderung für Stiftungen kann also darin bestehen, Stiftungszweck und SDGs in ihrer Arbeit unter einen Hut zu bringen.

Was muss passieren, damit Stiftungen mehr Engagement für die SDGs zeigen?
Der Bekanntheitsgrad der SDGs ist bei deutschen Stiftungen noch recht gering. Der vom Bundesverband Deutscher Stiftungen angeregte Prozess zur Auseinandersetzung mit den SDGs hilft hoffentlich vielen Stiftungen, sich näher mit dem Thema zu befassen und ihre Förderprogramme in Einklang mit den UN-Entwicklungszielen zu bringen.