Der Kopf des Maecenas – Schutzpatron aller Stifter

Schutzpatron der Stifter Maecenas
© Villa Massimo/Nikolaus Turner
Schutzpatron der Stifter Maecenas

Der Archäologe Bernard Andreae gab dem Schutzpatron der Stifter und Mäzene 2006 ein Gesicht.

Dank Bernard Andreae bekommt der Ahnherr und Schutzpatron aller Stifter und Mäzene, dessen Name zu einem unverwechselbaren Begriff und Synonym für freigebige Gönner wurde, ein plastisches Gesicht. Folgt man der akribisch geführten Zuschreibung des Archäologen und ehemaligen Direktors des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom, dann zeigt der bisher namenlose Kopf aus Arezzo den etruskischen Adligen aus Arretium und damit das personifizierte Urbild des Förderers der Künste als Mittvierziger.

Die beeindruckende Portraitplastik, die erst 1958 bei Ausgrabungen gefunden wurde, stand bislang im Archäologischen Nationalmuseum in Arezzo ohne näher identifiziert worden zu sein. Da es bislang keine eindeutig identifizierte Darstellung des Maecenas gab, haben der Fund und die Zuschreibung eine besondere Bedeutung und der Namensgeber aller Förderer und Stifter erhält damit ein Gesicht. Über seine Person – als Zeitgenosse Cäsars und Augustus – ist nur wenig bekannt, obwohl er als Förderer von Horaz, Vergil und Properz gleichsam Unsterblichkeit erlangte.

Die Identifizierung und Zuschreibung Andreaes besticht durch eine akribische Argumentationskette, die im Rahmen einer Präsentation der Büste in der Deutschen Akademie Rom, der Villa Massimo, vorgestellt wurde und durch ihre archäologische und literarische Beweisführung überzeugt. Auch im Vergleich mit einem Reliefkopf im Südfries des Ara Pacis, der immer wieder Maecenas zugeschrieben wurde und für den auch Zweifler keine andere Zuschreibung vorgelegt haben, begründet Andreae, dass hier wie dort die Darstellung nicht nur ein und denselben Mann zeigt, sondern auch, dass es sich jeweils um Maecenas handelt.

Andreae argumentiert aber nicht mit der Ähnlichkeit von Plastik und Halbrelief, sondern belegt in kleinen Schritten, dass es sich bei der Büste, die er auf die Zeit um 20 vor Chr. datiert, um die Darstellung einer ganz offensichtlich hochrangigen Persönlichkeit handelt, die aus dem Gefolge des Kaiser stammen und zugleich mit der Stadt in enger Beziehung stehen muss. Auch wegen der von Maecenas ausgeübten Aufgaben, seiner guten Reputation in Arretium, seiner herausgehobenen Stellung in Rom und seines Einflusses auf die Politik führen alle Argumentationsansätze immer auf eine Darstellung des Maecenas zu.

Mit der Arezzo-Büste und der Zuschreibung des Halbreliefs der Ara Pacis bekommt Maecenas somit ein eindrucksvolles Gesicht und wir eine Vorstellung davon wie er mit Mitte 40 und in fortgeschrittenem Alter ausgesehen hat.

Fundstücke

In der Rubrik "Fundstücke" blättern wir uns durch alte Ausgaben der StiftungsWelt und graben verschiedenste Text-Schätze wieder aus. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Dieser Artikel ist erstmals in der StiftungsWelt 04/2006 erschienen.

Autor

Nikolaus Turner ist Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertagungen. Er war von 1998-2013 Mitglied im Beirat des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und seit 1999 Leiter des Arbeitskreises Bürgerstiftungen.