ESG-Reporting für Stiftungsfonds

Stiftungsvermögen
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17.04.2020
Stiftungsvermögen
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Bis dato gibt es noch keine internationalen Standards, wie Unternehmen über ESG-Faktoren in ihren Quartals- oder Jahresberichten berichten sollen. Für Stiftungen sind diese aber unabdingbar. Eine Lösung könnten externe, unabhängige ESG-Reportings sein.

Andreas Heinrich
Andreas Heinrich

ESG, Nachhaltigkeit, CO2-Footprint – Begriffe, die vor Jahren in der Finanzindustrie kaum als prägende Prinzipien bekannt waren, haben rasant an Bedeutung gewonnen und sind längst keine Nischenthemen mehr. Auch im Stiftungssektor ist das Thema angekommen. Eine steigende Anzahl an Stiftungen hat sich dem Thema nachhaltige Investments bereits aktiv angenommen und entsprechende Prinzipien in ihrer Strategie bzw. ihren Anlagerichtlinien verankert. Transparent zu sein und über zur Mittelherkunft und -verwendung zu informieren, ist nicht nur für die Stakeholder von Interesse. Es können ebenfalls so Reputationsrisiken vermieden werden. Zudem werden auch Impulse für eine nachhaltige Entwicklung des Finanzmarkts gesetzt.

Wie kann ein ESG-Reporting helfen?

Für den einzelnen Investor ist es zeit- und kostenaufwendig, die einzelnen „nachhaltigen“ Anlageprodukte miteinander zu vergleichen, da es derzeit keine einheitlichen Standards in Bezug auf Systematik, Kategorisierung oder Datenqualität gibt.

Ein gutes ESG-Reporting sollte dabei im Wesentlichen drei Kriterien erfüllen:

  • Methodische Qualität
  • Unabhängigkeit
  • Transparenz

Ein zentraler konzeptioneller Punkt ist, dass ein ESG-Reporting einer fundierten Methodik folgt. Nur so kann sichergestellt werden, dass die verschiedenen Finanzanlagen einheitlich bewertet werden. Die Ergebnisse werden dadurch nicht nur untereinander, sondern auch in Bezug zu einer Benchmark und einer Peer Group vergleichbar. Gerade ein relativer Vergleich liefert interessante Aussagen, zeigt Verbesserungspotenziale auf und ermöglicht Aussagen über die nachhaltige Entwicklung eines Portfolios im Zeitverlauf.

Best Practice: Doppelter ESG-Prozess beim Hansen & Heinrich Stiftungsfonds

Als ein Beispiel, wie ein ESG-Prozess erfolgreich integriert wurde, kann der Stiftungsfonds von Hansen & Heinrich genannt werden. Der Fonds ist insbesondere auf die Bedürfnisse von Stiftungen und gemeinnützigen Investoren ausgerichtet, deckt aber zugleich die Anlageziele weiterer defensiv orientierter Anlegergruppen ab. Für das am 31.10.2019 endende Geschäftsjahr erfolgte eine Ausschüttung von drei Prozent. Zwei strategische Anlageziele stehen beim Management des Fonds im Vordergrund: die Erzielung laufender Erträge und der langfristige Vermögenserhalt.

Der Fonds berücksichtigt bei seinen Investitionsentscheidungen Kriterien der nachhaltigen Kapitalanlage. In der Nachhaltigkeitsanalyse von Unternehmen, Ländern und Organisationen werden Umwelt- und Sozialkriterien berücksichtigt. Bei der Analyse für Unternehmen wird besonderes Augenmerk auf Produkte und Dienstleistungen, Corporate Governance und Business Ethics sowie Umweltmanagement und Öko-Effizienz gelegt. Bei der Länderanalyse stehen die Bereiche Institutionen und Politik, Sozialbedingungen, Infrastruktur, Umweltbestand und Umweltbelastungen im Fokus.

Das Besondere an diesem Fonds ist, dass er sich seit Herbst 2019 zusätzlich als einer der ersten Stiftungsfonds überhaupt von einem unabhängigen Controller – in diesem Fall von der LMM Investment Controlling – ein ESG-Rating erstellen lässt. Dieses umfassende ESG-Controlling unterstützt bei der Definition geeigneter Kriterien, überwacht die Umsetzung der Anlagestrategie und ermöglicht mit aussagekräftigen Berichten eine akkurate Darstellung und Bewertung der Ergebnisse.

Ein Fonds mit einem guten ESG-Rating lässt sich heute schon bei vielen Zielgruppen besser vermarkten als ein Fonds ohne bzw. mit niedrigem Rating. Ein durch einen unabhängigen externen Experten erstelltes ESG-Controlling stellt darüber hinaus sicher, dass das Rating Unabhängigkeit und Neutralität genießt.

Über die Autoren

Melanie Kühlborn-Ebach ist Geschäftsführerin bei der LMM Investment Controlling GmbH. Andreas Heinrich ist Leiter Portfolio Management bei der Hansen & Heinrich AG.

Transparenzhinweis

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