Die Stiftungslücke – Großes Potenzial für Stiftungsvermögen

In der Niedrigzinsphase erfolgreich wirtschaften? Eine Studie der ESMT zeigt, dass deutschen Stiftungen durch zu defensives Vermögensmanagement rund zwei Prozentpunkte Rendite jährlich entgehen.
Was ist die "Stiftungslücke"?
Bereits beim Deutschen StiftungsTag hat die Studie der ESMT zu Stiftungsvermögen eine Diskussion ausgelöst. Unter der Leitung des Präsidenten Prof. Dr. Jörg Rocholl hatte ein Forscherteam mit einigen historischen Modellen und Forecasts gezeigt, dass deutschen Stiftungen durch zu defensives Vermögensmanagement rund zwei Prozentpunkte Rendite jährlich entgehen.
In einem Gastbeitrag in der Börsenzeitung haben wir jetzt skizziert, an welchen Hebeln wir ansetzen müssen, um in der Niedrigzinsphase erfolgreicher zu wirtschaften: „Ein aufgeklärteres Verhältnis zum Risiko von Kursschwankungen, eine bessere Finanzbildung in den Gremien, bessere Daten für ein Benchmarking, das Stiftungen Orientierung hinsichtlich realistischer Renditeziele gibt und auf Seiten der Banken und Finanzdienstleister bessere Angebote, die neben der Rendite auch die Nachhaltigkeit und die Verbindung von Kapital und Vermögen in den Mittelpunkt stellen. Hier sind Stiftungen den Dienstleistern manchmal schon weit voraus und haben eigene Poolingfonds aufgelegt oder erreichen über sozial genutzte Wohnimmobilien auskömmliche Renditen.“
Stiftungsrechtsreform muss zügig umgesetzt werden
Mitentscheidend sind aber auch die Rahmenbedingungen. Die im Koalitionsvertrag angekündigte Stiftungsrechtsreform muss jetzt dringend kommen. In einem Gespräch mit Bundesjustizministerin Katarina Barley vergangene Woche haben wir diese Dringlichkeit noch einmal deutlich gemacht. Denn es steht noch mehr auf dem Spiel als die Erträge existierender Stiftungen: "Es ist auch die (wahrgenommene) Attraktivität für zusätzliche Vermögen, die als Zustiftungen oder neue Stiftungen in den Sektor eingebracht werden."
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