Im Osten viel Neues!
Die Friedliche Revolution, der Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung markieren die Phase des Neuanfangs für das ostdeutsche Stiftungswesen. Vieles hat sich seither bewegt. Zum 30-jährigen Jubiläum wird der Bundesverband über ein Jahr noch stärker den Blick in die ostdeutsche Stiftungslandschaft richten.
Vor zehn Jahren, anlässlich des 20-jährigen Mauerfall-Jubiläums, fragten wir auf dem Titel unseres Magazins Stiftungswelt noch zaghaft: „Im Osten was Neues?“ Heute ist die Antwort klar: Im Osten viel Neues!
„Der Mauerfall war der Startschuss für die Entwicklung einer lebendigen Zivilgesellschaft und die Gründung zahlreicher Stiftungen in Ostdeutschland“, so Prof. Dr. Joachim Rogall, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. „Diese setzen heute lokal, regional wie auch bundesweit ein starkes Zeichen für Demokratie, gesellschaftlichen Zusammenhalt, Vielfalt, bürgerschaftliches Engagement und Menschenfreundlichkeit.“
Doch wie sieht das Neue konkret aus? Welche Stiftungen haben sich in Ostdeutschland etabliert? Was ist anders im ostdeutschen Stiftungswesen? Was läuft gut und kann als Vorbild andere Stiftungen – auch im Westen – inspirieren? Was fehlt? Wie können Stiftungen in Ost und West besser miteinander kooperieren? Stiftungen im Osten, was wünscht ihr euch?
Das alles wollen wir in den kommenden Monaten thematisieren. Auch der Stiftungstag 2020 in Leipzig bietet eine ideale Gelegenheit zu zeigen, wie sich das Stiftungswesen in den ostdeutschen Bundesländern in den vergangenen 30 Jahren entwickelt hat und was es alles Neues zu entdecken gibt.
Stiftung Friedliche Revoution
Zum Jahrestag des Mauerfalls möchten wir den Blick beispielhaft auf eine der 1.337 (Stand: November 2019) rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts richten, die in den ostdeutschen Flächenländern vom Zeitpunkt der Wiedervereinigung an gegründet wurden.
Die Stiftung Friedliche Revolution will die Werte der Menschen, die 1989 für den friedlichen Wandel eingetreten sind, in die heutige Zeit überführen. Bürgerinnen und Bürger, Kirchenleute und Friedensaktivisten gründeten sie zum zwanzigsten Jahrestag des 9. Oktober 1989. Initiator Christian Führer, Pfarrer der Leipziger Nikolaikirche von 1980 bis 2008, suchte dafür bewusst Unterstützung aus Ost und West. „Wir wollen die Friedliche Revolution nicht ins Museum stellen, sondern wir wollen weitergehen und auch heute zum Handeln anstiften“, sagte er. „Offen für alle“, das Motto für die Nikolaikirche seit 1986, gilt auch nach seinem Tod 2014 für die Stiftung weiter. Sie tritt ein für kulturelle Vielfalt, gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung.
Über die Autorin
Benita v. Behr, freie Journalistin und Lektorin in Berlin.
Kontakt: post[at]benita-von-behr[punkt]de
Schreiben Sie uns!
Wir freuen uns, wenn Sie unsere Plattform nutzen, um von Ihrer Stiftung zu erzählen und mit anderen in Dialog zu treten.
Einen ersten Aufschlag haben wir zum 30. Jahrestag des Mauerfalls gemacht: Auf unseren Bundesländerseiten von Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen stellen wir ab jetzt Stiftungen aus den ostdeutschen Bundesländern vor, die sich bereits besonders hervorgetan haben. Bis zum 3. Oktober 2020 – dem dreißigsten Jahrestag der Deutschen Einheit – sollen es immer mehr werden.
Bitte beteiligen Sie sich!
Dr. Mario Schulz
030 897947 29
mario.schulz[at]stiftungen[punkt]org
Rückblick
Werfen Sie einen Blick auf die Ausgabe der Stiftungswelt von vor 10 Jahren. Damals haben wir gefragt, ob es im Osten was Neues gibt.

Stiftungswelt 04/2009
Im Osten was Neues?
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