Diversität: Mit Offenheit, Akzeptanz und Respekt füreinander zum Erfolg

Berücksichtigung von Vielfalt und Verschiedenartigkeit bei der Bildung von Gruppen, Teams und Ansätzen: Was bedeutet diese Diskussion für die internationale Zusammenarbeit und für deutsche Stiftungen, die im Ausland tätig sind?
Diversität, das heißt die Berücksichtigung von Vielfalt und Verschiedenartigkeit bei der Bildung von Gruppen, Teams und Ansätzen, wird heute für die verschiedensten Themen diskutiert: von Biodiversität über multikulturelle, hinsichtlich Alter und Gender ausgeglichene Teams bis hin zur Integration von Menschen, die aus dem Ausland neu in Deutschland oder anderen Ländern angekommenen sind. Was bedeutet diese Diskussion für die internationale Zusammenarbeit und für deutsche Stiftungen, die im Ausland tätig sind?
Vision der 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung
Das Ziel der Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands ist, gemeinsam mit anderen Ländern oder Institutionen als gleichberechtigte Partner zusammenzuarbeiten, um „Menschen die Freiheit [zu] geben, ohne materielle Not selbstbestimmt und eigenverantwortlich ihr Leben zu gestalten und ihren Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen.“ Die 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen wird noch deutlicher, indem sie in ihrer Vision explizit die Rechte und Würde des Menschen, den Respekt für unterschiedliche Ethnien und Kulturen und die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen anspricht. Sie fordert „Eine gerechte, faire, tolerante, offene und sozial inklusive Welt, in der für die Bedürfnisse der Schwächsten gesorgt wird.“
Zudem betont die 2030-Agenda, dass es nicht länger um eine Diskussion über sogenannte „entwickelte Länder“ oder „Entwicklungsländer“ geht, sondern dass alle Länder gefordert sind, die Nachhaltigkeitsziele entsprechend ihrer Verpflichtungserklärung umzusetzen und nur dann nachhaltige Entwicklung für unsere Zukunft erzielt werden kann, wenn dieses in allen Ländern stattfindet.
Entwicklungszusammenarbeit in der Kritik
Lange Jahre standen die Ansätze der Entwicklungszusammenarbeit immer wieder in der Kritik und wurden teils kontrovers diskutiert. Zum einen wegen ihrer Wirksamkeit, zum anderen aber auch wegen ihres Ansatzes, und dabei insbesondere inwieweit Diversität und die Stimme von den Menschen, die Unterstützung erfahren sollten, adäquat berücksichtigt werden. Eurozentrismus und Sinozentrismus oder die Kategorisierung Erste Welt versus Dritte Welt sind einige der vielen Schlagworte in dieser Diskussion. Insofern sind die Ziele der Entwicklungsarbeit Deutschlands und der 2030-Agenda, die von 193 Staaten unterzeichnet wurde, eine sehr gute Basis für die Umsetzung von Diversität in allen Bereichen der Entwicklungszusammenarbeit.
Die aktuellen Veröffentlichungen zu sexuellem Missbrauch im Rahmen von Einsätzen der Organisationen Oxfam und Ärzte ohne Grenzen zeigen uns jedoch auch, wie sehr auf allen Ebenen auf die Umsetzung von Diversität geachtet und diese gelebt werden muss, bis hin zu jedem einzelnen angestellten oder ehrenamtlichen Mitarbeiter.
Es gibt viele hervorragende Beispiele von Stiftungen, die Diversität in ihr Stiftungswirken integrieren
Stiftung Schüler helfen Leben
Bei der Stiftung Schüler helfen Leben ist zum Beispiel bereits in der Vision festgelegt: „Kinder und Jugendliche übernehmen Verantwortung für sich und andere in der Gesellschaft und engagieren sich solidarisch für Frieden, Chancengerechtigkeit und Demokratie.“ Für die von der Stiftung geförderten Projekte nimmt eine Gruppe aus ehrenamtlich tätigen Schülerinnen und Schülern die Prüfung von Projektanträgen vor und entscheidet über die Förderung von Projekten.
filia.die frauenstiftung
Bei filia.die frauenstiftung gibt es ein ähnliches Konzept über den Mädchenbeirat. Im Bereich der internationalen Projekte gibt es einen solchen Beirat nicht, doch achtet die Stiftung konsequent darauf wie die Situation und die Bedarfe der Mädchen, Frauen bzw. frauenrelevanten Gruppen vor Ort gefördert werden kann.
Siemens Stiftung
Das von der Siemens Stiftung und dem Goethe-Institut geförderte Projekt Music in Africa ist bereits von der Konzeption her so angelegt, dass es über die neu gegründete panafrikanische Organisation Music in Africa Foundation gemeinsam mit afrikanischen Experten entwickelt und mit dem Blick auf langfristigen Strukturen vor Ort umgesetzt wird.
Stiftungen können Diversität über den Stiftungsvorstand, das Kuratorium oder den Beirat, die angestellten und ehrenamtlichen Mitarbeiter und das Stiftungswirken selbst umsetzen und stärken. So erwähnen die European Foundation Centre Principles of Good Practice im Grundsatz 1 Diversität für die Ernennung von Aufsichtsratsmitgliedern und auch die Grundsätze guter Stiftungspraxis sowie die Erläuterungen, Hinweise und Anwendungsbeispiele aus dem Stiftungsalltag gehen auf verschiedene Aspekte der Diversität in der Stiftungspraxis ein.
Um eine nachhaltige Entwicklung zu erzielen, und somit eine lebenswerte Zukunft für jetzige und kommende Generationen ermöglichen zu können, braucht es den Mut, in Offenheit, Akzeptanz und Respekt füreinander neue Lösungen und Ansätze zu finden, um die nötige Transformation gemeinsam zu erzielen.
Autor

Dr. Annette Kleinbrod
EZ-Scout der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Entsandt an: Bundesverband Deutscher Stiftungen
Telefon (030) 89 79 47-0
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