“Gemeinsam wird’s mehr”

Unsere Demokratie
© Bürgerstiftung Halle
08.04.2019
Unsere Demokratie
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Christina Jakob wurde bereits als Studentin Zeitstifterin der Bürgerstiftung Halle. Im Interview erzählt die 29-Jährige, warum sie sich ehrenamtlich engagiert, weshalb sie die Idee der Bürgerstiftung fasziniert und was für sie eine starke Demokratie ausmacht.  

© Dirk Höke
Christina Jakob mit ihrem Kulturpatenkind

Frau Jakob, während Ihrer Studienzeit haben Sie sich in der Bürgerstiftung Halle engagiert. Wie lange waren Sie in dieser Bürgerstiftung aktiv und was waren Ihre Aufgaben? 

Begonnen habe ich 2011 als ehrenamtliche Kulturpatin des Projekts „Max geht in die Oper“, das Grundschulkinder für die kulturelle Vielfalt Halles begeistern soll. Mein erstes Patenkind war damals zehn Jahre alt, als wir gemeinsam in das einjährige Projekt starteten. Heute ist er fast 18 und wir treffen uns immer noch regelmäßig, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Wir spielen Tischtennis, gehen ins Kino oder reparieren Fahrräder. Dabei finde ich es spannend, ihm beim Erwachsenwerden zuzuschauen und ihn, so gut ich kann, zu unterstützen. Bis 2017 habe ich insgesamt vier Kinder in Kulturpatenschaften begleiten dürfen.  

Seit 2016 bin ich berufstätig und musste aus Zeitgründen leider im Jahr 2017 als Kulturpatin pausieren. Trotzdem unterstütze ich die Bürgerstiftung Halle weiterhin bei der Organisation und Durchführung vielfältiger Veranstaltungen, wie zum Beispiel den jährlichen Stiftungsforen und Sommerfesten. Ich bin mittlerweile Geldstifterin und Mitglied im Stiftungsforum.

Was war damals der Auslöser für Ihr ehrenamtliches Engagement und welche Rolle spielt bürgerschaftliches Engagement für Sie persönlich? 

In Havanna (Kuba) stieß ich in der Bibliothek einer Sprachschule, an der ich während eines Auslandsjahres als Deutschlehrerin gearbeitet habe, auf einen Artikel in der “Zeit” über die Bürgerstiftung Halle. Das war im Jahr 2010. Zurück in Deutschland, an meinem Studienort in Halle (Saale), nahm ich dann Kontakt mit der Bürgerstiftung auf und wurde 2011 Kulturpatin im Rahmen des Projekts „Max geht in die Oper“. Seit Beginn meines Studiums im Jahr 2008 wollte ich mich in meiner Stadt engagieren und einbringen. Mit der Bürgerstiftung fand ich hierfür endlich die entsprechende Plattform, da die Stiftung bürgerschaftliches Engagement mit Begeisterung und Herz in Halle ermöglicht und umsetzt. Und ich bin sehr gern ein Teil davon. Ich fühle mich in Halle verwurzelt und zuhause. Deshalb finde ich regionales Engagement von Bürger*innen für Bürger*innen sehr wichtig.

© privat
Christina Jakob

Unsere Demokratie lebt von einer aktiven Zivilgesellschaft – also auch von starken Bürgerinnen und Bürgern. Was können wir tun, um unsere Demokratie zu stärken? Und was können andere Stiftungen von der Bürgerstiftung Halle lernen?

Für mich zeichnet sich Demokratie besonders durch das Recht auf gesellschaftliche Teilhabe aus. Gerade in einer bunten Stadt wie Halle ist es wichtig, alle zusammenzubringen und kultur- und generationenübergreifend miteinzubeziehen. Bereits Kinder sollten neugierig auf die diversen Möglichkeiten und Facetten des Miteinanders gemacht werden. Das Projekt „Max geht in die Oper“ beispielsweise fördert spielerisch die Freude an aktiver Teilhabe durch kulturelle Bildung. Eine starke Demokratie erfordert vor allem auch die Einbeziehung von Kindern. Wenn diese beispielsweise die Möglichkeit bekommen, Neuland in der eigenen Stadt zu erkunden, indem sie sich gegenseitig ihre Stadtviertel zeigen, oder bei einem Tanztheaterprojekt Menschen unterschiedlichen Alters und kulturellen Hintergrunds zusammenkommen, um gemeinsam ein Stück auf die Bühne zu bringen, zeigt sich der Erfolg der Bürgerstiftung Halle getreu dem Motto: „Gemeinsam wird’s mehr“.  

Der diesjährige Stifterpreis geht in diesem Jahr an die 30.000 Bürgerstifter und Bürgerstifterinnen. Was bedeutet die Auszeichnung für Sie persönlich?  

Der Preis ehrt in diesem Jahr die Basis unserer Zivilgesellschaft: Und zwar all jene, die sich im eigenen Umfeld, am Heimatort, bürgerschaftlich engagieren und dort selbst mitgestalten wollen. Als Bürgerstifterin freue mich sehr über diese Auszeichnung, denn ich sehe sie auch als Wertschätzung der unermüdlichen Arbeit der Bürgerstiftung Halle.

Autorin

Anna Walther
Volontärin Newsroom

Bürgerstiftung Halle

Die Bürgerstiftung Halle wurde im Jahr 2004 von Bürgerinnen und Bürgern gegründet, die müde von Aussagen waren, die mit „man müsste mal“ begannen. Sie wollten die Geschicke selbst in die Hand nehmen. Ihre starke Antwort – sie gründeten eine Bürgerstiftung. Wie sich seitdem zeigt, war das die richtige Idee: Die Stiftung ist heute aus Halle nicht mehr wegzudenken.

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In unserer Serie #IchBinBürgerstifterIN stellen wir Ihnen einige Bürgerstiftende vor.

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