Demokratie lebt vom Mitmachen und Mitgestalten

03.06.2019
Unsere Demokratie
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Welche Rolle spielt freiwilliges Engagement für eine lebendige Demokratie? Fakt ist, dass diese ohne das vielfältige Engagement von Bürgerinnen und Bürgern nicht vorstellbar wäre. Der Deutsche Engagementpreis stärkt als Dachpreis die Wertschätzung von freiwilligem Engagement und rückt den Einsatz für das Gemeinwohl ins Licht der Öffentlichkeit 

Unsere Demokratie lebt von einer starken und kritischen Zivilgesellschaft. Sie lebt von Menschen, die sich einbringen und das Gemeinwesen aktiv mitgestalten. Ohne das Engagement der Bürgerinnen und Bürger wäre Demokratie schlichtweg nicht vorstellbar. In Deutschland setzen sich über 30 Millionen Menschen für die Gesellschaft ein – sie leisten Aufklärung im Kampf gegen weibliche Genitalverstümmelung, ziehen sich bunte Superheldenkostüme an, um ernste Themen unterhaltsam zu vermitteln, organisieren Erzählcafés für Migrantinnen oder Flashmobs für Seniorinnen und Senioren mit anschließender Party, um dem Thema „Alter“ in all seinen Facetten gerecht zu werden. So vielfältig wie die Gesellschaft ist auch das Engagement der Menschen in Deutschland. 

Menschen sind motiviert, sich zu engagieren, weil es ihnen Freude bereitet, weil sie einen Sinn in ihrer Tätigkeit sehen, weil sie mit anderen in Kontakt und Austausch kommen und auch weil sie viel zurückbekommen. Dennoch ist es keine Selbstverständlichkeit, sich freiwillig und unentgeltlich für andere einzusetzen – genauso wie Demokratie nicht selbstverständlich ist. Es ist daher wichtig, Engagierten Wertschätzung entgegenzubringen. Eine Möglichkeit, die öffentliche Anerkennung von freiwilligem Engagement zu stärken, besteht in der Vergabe von Engagementpreisen.   

In Deutschland gibt es über 700 Wettbewerbe und Preise für freiwilliges Engagement. Der Deutsche Engagementpreis versteht sich als Dachpreis für bürgerschaftliches Engagement in Deutschland. Die Preisträgerinnen und Preisträger der bundesweiten und regionalen Wettbewerbe und Preise in diesem Bereich können für den Deutschen Engagementpreis nominiert werden. Mit einer Preisverleihung zeichnet der Dachpreis engagierte Menschen und gemeinnützige Organisationen sowie Initiativen, Unternehmen und öffentliche Verwaltungen in fünf Kategorien und mit einem Publikumspreis aus. Damit würdigt er seit über zehn Jahren das freiwillige Engagement von Menschen in Deutschland und all jene, die dieses Engagement durch die Verleihung von Preisen unterstützen. Darüber hinaus ist der Deutsche Engagementpreis Servicestelle für die Preisausrichter und bietet Vernetzungs- und Beratungsangebote. Initiatoren und Förderer des Preises sind das Bündnis für Gemeinnützigkeit, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Deutsche Fernsehlotterie und die Deutsche Bahn Stiftung. Angesiedelt ist der Deutsche Engagementpreis beim Bundesverband Deutscher Stiftungen. 

Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern, die am 5. Dezember 2018 in Berlin ausgezeichnet worden sind, gehört das Projekt 180 Grad Wende. Bereits der Projektname verrät, was die Beteiligten von 180 Grad Wende mit ihrem Engagement bewirken wollen. Ziel ist es, zu einer fundamentalen Wende in den Biografien junger Menschen aus sozial benachteiligten Milieus beizutragen. Das Projekt wurde vom Jugendbildungs- und Sozialwerk Goethe e. V. aus Köln initiiert und setzt sich seit 2012 präventiv gegen Radikalisierung, Kriminalität, Extremismus und Perspektivlosigkeit ein. Das Besondere dabei ist der peer to peer-Ansatz: ein großes Netzwerk freiwillig engagierter Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die meist selbst der Zielgruppe entstammen. Sie begleiten junge Erwachsene und Jugendliche in Phasen der Orientierungslosigkeit und unterstützen sie dabei, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Dies schließt Berufsberatung und Hilfe für Geflüchtete genauso ein wie Gewaltprävention und Arbeit gegen rassistische Diskriminierung sowie religiöse Radikalisierung. Wichtig ist der helfende Ansatz, den 180 Grad Wende verfolgt: Im Projekt will man verstehen, aus welchen Gründen Menschen bestimmte Wege einschlagen, und verzichtet dabei auf Vorverurteilungen. Insgesamt konnte das Projekt 180 Grad Wende von 2013 bis 2017 bereits 2.324 Jugendliche mit konkreten Hilfsangeboten erreichen.  

Zum Deutschen Stiftungstag 2019 in Mannheim diskutieren Projektleiter Mimoun Berrissoun und Ebru Seven-Gotzen mit weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie durch freiwilliges Engagement gesellschaftliche Verantwortung und Teilhabe gelebt wird und wie Auszeichnungen ein positives Engagementklima befördern. 

Mehr zu 180 Grad Wende

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© Detlef Eden

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