„Bürgerschaftliches Engagement ist wichtig für eine gute Entwicklung des gesellschaftlichen Zusammenlebens."

Projekt „Boot der Wünsche“ der Bürgerstiftung
Unsere Demokratie
© BürgerStiftung Neubrandenburg
03.06.2019
Unsere Demokratie
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Als Initiatoren der Errichtung der BürgerStiftung Neubrandenburg sind die Eheleute Marianne und Wilfried Holze von Anfang an dabei. Heute sind sie in den Organen der Bürgerstiftung aktiv und erzählten uns, warum sie sich für ihre Stadt engagieren.

Portrait von Marianne und Wilfried Holze
© Jörg Franze
Marianne und Wilfried Holze

Die BürgerStiftung Neubrandenburg bezeichnet sich als eine Mitmachstiftung. Sie möchte möglichst viele Bürgerinnen und Bürger für die Umsetzung ihrer Stiftungszwecke gewinnen. Warum ist dieses gemeinschaftliche Engagement wichtig? Welches Zeichen setzt es für Ihre Stadt?
Die BürgerStiftung Neubrandenburg unterstützt eine Vielzahl von Kleininitiativen, um das Engagement möglichst vieler Bürger in der Stadt und Region Neubrandenburg zu unterstützen. In den ersten Jahren nach Gründung geht es den Akteuren besonders um die Förderung sogenannter "Leuchtturmprojekte", die eine möglichst große Ausstrahlung entfalten. Die Grundidee, bürgerschaftliches Engagement zu initiieren und zu fördern, soll in der Stadt bekannt gemacht werden. Dafür werden sowohl eigene Projekte entwickelt und umgesetzt als auch Projekte unterschiedlicher Akteure finanziell unterstützt, um die Stadt liebens- und lebenswerter zu gestalten. Die freiwillige Mitwirkung und die Teilnahme von immer mehr Bürgerinnen und Bürgern ist gewünscht und wird geduldig befördert.

Auf welche Ihrer Projekte sind Sie besonders stolz und warum?
Mit dem ersten Projekt der Bürgerstiftung, dem "Boot der Wünsche", wurde an 15 verschiedenen Veranstaltungen, Schulfesten, Unternehmensevents, Stadtfesten, auf dem Wochenmarkt oder vor dem Rathaus, im Stadtgebiet, im Verlauf von 5 Monaten etwa 3.100 Menschen erreicht. Auf kleinen Zetteln schrieben diese ihre 417 Wünsche und klebten sie auf den Rumpf eines gestifteten alten Segelbootes, dessen Teile von einem Bürger, einem Unternehmen und einem Verein gestiftet worden waren. Schon vor Errichtung der Stiftung war die Idee in einem demokratischen Prozeß von 20 Bürgerinnen und Bürgern konzipiert worden. An der Umsetzung hatten sich 28 Gründungsstifterinnen und –stifter und drei Bürger aktiv beteiligt. Das Projekt  erregte die Aufmerksamkeit der lokalen Medien. Heute ist die Bürgerstiftung  oftmals über das Projekt „Boot der Wünsche“ präsent. Die Vielzahl der Ideen des Projektes "Boot der Wünsche" fließen gegenwärtig schrittweise in die Arbeit der Stiftung ein. 

Projekt „Boot der Wünsche“ der Bürgerstiftung
© BürgerStiftung Neubrandenburg
Projekt „Boot der Wünsche“ der Bürgerstiftung

Bürgerstiftungen kommen mitten aus der Gesellschaft und der Schatz der Bürgerstiftungen sind ihre Stifterinnen und Stifter. Was hat Sie persönlich zum Bürgerstifter gemacht? Was sind – neben Zeit und Geld – Ihre Ideen, ihre Erfahrungen, die Sie aus Ihrer (früheren) Tätigkeit mit einbringen?
Als Kinder wurden wir in unseren Elternhäusern erzogen, nicht nur an uns selbst zu denken. Als Erwachsene waren wir stets am gesellschaftlichen Leben interessiert. Im beruflichen Leben haben wir immer mit Menschen gearbeitet. Mit dem Eintritt ins Rentenalter wollten wir aktiv bleiben und uns für konkrete Verbesserungen, die wir bewirken können, einsetzen. Mit unserem Engagement für die Errichtung einer Bürgerstiftung in Neubrandenburg nach den 10 Merkmalen der Initiative Bürgerstiftungen in Deutschland sahen und sehen wir eine Möglichkeit, für die gegenwärtige und zukünftigen Generationen Dauerhaftes zum Wohle der Gemeinschaft zu schaffen und zu leisten. Die Resonanz von insgesamt 87 Gründungsstifterinnen und Gründungsstiftern sowie die gegenwärtige Entwicklung gibt uns Recht, persönliche Zufriedenheit und Glück. Das Kennenlernen vieler bisher nicht gekannter Menschen, die sich für die Gemeinschaft einsetzen wollen,  ist ein Reichtum, den wir erfahren.

Auf dem Bürgerstiftungskongress in Neuss im letzten Jahr haben sich die Bürgerstiftungen in Deutschland zu Demokratie, Menschenwürde und Vielfalt bekannt. Aus Ihrer Sicht: Welche Rolle können oder sollen gerade Bürgerstiftungen für unsere demokratische Gesellschaft spielen? Bürgerstiftungen können bei entsprechendem Widerhall und Verankerung in ihren Kommunen oder Regionen durch ihr Wirken eine Stimme sein, die von politisch Verantwortlichen in Entscheidungsprozessen mit beachtet wird.
Bürgerstiftungen können durch ihr Wirken in verschiedenen Bereichen indirekt oder auch unmittelbar Einfluß auf die Entwicklung von Prozessen in den Kommunen in Übereinstimmung mit den in deren Satzungen festgelegten Zwecken nehmen. Maßgeblich wird sein, wie es gelingt, bürgerschaftliches Engagement zu befördern und zu verankern.

Der Stifterpreis geht in diesem Jahr an die 30.000 Bürgerstifter und Bürgerstifterinnen. Was bedeutet die Auszeichnung für Sie persönlich? 
Preise, Medaillien, Auszeichnungen oder Prämien sind uns persönlich nicht wichtig. Der Stifterpreis sollte für die Idee „Bürgerstiftungen in Deutschland“ eine weitere positive Entfaltung ermöglichen. Bürgerschaftliches Engagement, das Ehrenamt, zielstrebig zu fördern, erscheint uns wichtig für eine positive Entwicklung der Beziehungen zwischen den Menschen, für eine gute Entwicklung des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Autorin

Anna Walther
Volontärin Newsroom

Über die BürgerStiftung Neubrandenburg

Die "Bürgerstiftung Neubrandenburg" wurde von 87 Gründungstifterinnen und Gründungsstiftern auf deren Gründungsveranstaltung am 27.04.2017 im Rathaus der Stadt aus der Taufe gehoben. Absicht der Initiatoren der Gründung der Bürgerstiftung war es, möglichst viele Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen, die bereit waren, aus ihrem Vermögen mindestens 1.000 Euro für das Grundstockvermögen zu stiften.

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Damit würdigte der Bundesverband Deutscher Stiftungen das Engagement jener Menschen die sich in ihren Städten und Dörfern für unsere Gemeinschaft engagieren.

 

In unserer Serie #IchBinBürgerstifterIN stellen wir Ihnen einige Bürgerstiftende vor.

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