Best Practice: So geht Zusammenhalten

Unsere Demokratie
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23.06.2020
Unsere Demokratie
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Zusammenhalt entsteht nicht per Zufall. Stiftungen setzen sich gemeinsam und in verschiedenen Formen für den Zusammenhalt der Gesellschaft ein – gerade auch in der Corona-Krise.

Fonds „Auf Augenhöhe“

Andreas Rebmann, Projektleiter bei der Software AG ­– Stiftung

Was ist das? 
Der Flüchtlings-Fonds will schnell und unbürokratisch (Zufluchts-)Räume ermöglichen, in denen gesellschaftlicher Zusammenhalt entstehen und Begegnungen auf Augenhöhe zwischen Neuangekommenen und Alteingesessenen stattfinden können. Dafür stellt der Fonds – ohne enge Fristen und kompliziertes Antragsverfahren – unter anderem im Zusammenwirken mit Bürgerstiftungen und lokalen Initiativen bis zu 5.000 Euro zur Verfügung. Die Zuwendung ist an keine konkreten Förderkriterien gebunden, sie basiert auf Vertrauen in die Expertise der Ehrenamtlichen vor Ort.

Wer steht dahinter? 
Ins Leben gerufen wurde der Fonds, der sich als partnerschaftliche Unterstützungsplattform versteht, 2016 von der Software AG – Stiftung (SAGST). Beteiligt sind neben der GLS Treuhand, die die SAGST von der Antragsannahme bis hin zum Projektabschluss bei der Bearbeitung der Anträge unterstützt, das Bündnis der Bürgerstiftungen Deutschlands im Bundesverband Deutscher Stiftungen und über 30 weitere Stiftungen und Förderer. Als Kooperationspartner kamen 2020 die Houses of Resources hinzu. Andere ideelle und finanzielle Unterstützer sollen folgen.

Was bedeutet Zusammenhalt für uns? 
„Das Gefühl von Zusammengehörigkeit ist für uns als Stiftung wichtig. Es entsteht durch wertschätzende Begegnungen und die Verbundenheit mit dem Gemeinwesen sowie durch Vertrauen in den Einzelnen.“

Wo gibt es mehr Informationen?
www.fonds-auf-augenhoehe.de


Bündnis der Bürgerstiftungen

Ulrike Reichart, Leitung Bündnis der Bürgerstiftungen Deutschland

Was ist das? 
Das Bündnis der Bürgerstiftungen ist das Netzwerk der rund 400 Bürgerstiftungen in Deutschland. Es vertritt die Interessen der Bürgerstiftungen gegenüber Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit. Die Geschäftsstelle bietet Vernetzungs- und Weiterbildungsangebote sowie Beratung für Akteure und Interessierte. In Kooperation mit starken Partnern setzt sie die Förderprogramme für Bürgerstiftungen um.

Wer steht dahinter? 
Hinter dem Bündnis stehen Förderer wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Robert Bosch Stiftung, die Breuninger Stiftung, die Körber-Stiftung, die ZEIT-Stiftung, die Gerda Henkel Stiftung sowie der Beauftragte für die neuen Länder im Bundeswirtschaftsministerium. Partner sind die Software AG – Stiftung, die GLS Treuhand, die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen, die Stiftung Lernen durch Engagement sowie die Stiftung Aktive Bürgerschaft.

Was bedeutet Zusammenhalt für uns? 
„Zusammenhalt bedeutet für die Bürgerstiftungen, Verantwortung zu übernehmen, zu wissen, was vor Ort am dringendsten benötigt wird, und in Kooperation mit Partnern darauf schnell und flexibel zu reagieren. Das geschieht auf einer gemeinsamen Wertebasis, die sich am Grundgesetz und an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen orientiert und deren Ziel es ist, Menschen zusammenzubringen, die unsere ­Gesellschaft in Vielfalt und Toleranz mitgestalten.“

Wo gibt es mehr Informationen?
www.buergerstiftungen.org


Netzwerk Stiftungen und Bildung

Koordinierungsstelle Netzwerk Stiftungen und Bildung

Was ist das? 
Das Netzwerk Stiftungen und Bildung will bundesweit Wegweiser für zivilgesellschaftliches Engagement sein. Es fördert zudem Bildungsallianzen und unterstützt andere zivilgesellschaftliche Akteure in ihrer Bildungsarbeit. Dabei setzt es auf Kooperation von Bildungsakteuren und Wirkung auf lokaler Ebene. In diesem Jahr feiert das Netzwerk fünfjähriges Jubiläum.

Die Ziele:

  • Förderung und Unterstützung von Kooperationsstrukturen
  • Förderung der Transparenz im Bildungssektor
  • Identifikation und Förderung von Innovationen
  • Austausch und Vereinbarung von Qualitätsstandards und Evaluation
  • Repräsentation der Stiftungen im Bildungssektor gegenüber Bund, Ländern und Kommunen

Mit aktuell 670 Teilhaberinnen und Teilhabern sowie Freunden des Netzwerkes aus rund 440 Organisationen ist das Netzwerk Stiftungen und Bildung die größte themenbezogene Allianz von Stiftungen im Bildungssektor in Deutschland.

Wer steht dahinter? 
Aktuell unterstützen 17 Förderpartnerstiftungen das Netzwerk und seine Koordinierungsstelle in der Trägerschaft des Vereins Stiftungen für Bildung e.V.i.Gr. Zudem arbeitet das Netzwerk eng mit dem Arbeitskreis Bildung des Bundesverbandes Deutscher
Stiftungen, dem Bündnis der Bürgerstiftungen Deutschlands, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Ministerien der Bundesländer zusammen. Außerdem wichtig: die systematische Kooperation mit Kommunen, zivilgesellschaftlichen Initiativen und engagierten Einzelpersonen mit Bildungsanliegen.

Was bedeutet Zusammenhalt für uns?
„Eine diverse Gesellschaft kann nur dann als Gemeinschaft wirken, wenn sie den Zusammenhalt aller pflegt. Dazu bedarf es der unermüdlichen kollektiven Anstrengung, dieses Ziel als ein gemeinsames zu verstehen. Im Netzwerk Stiftungen und Bildung arbeiten alle daran, Kooperationen zu stärken, Synergien zu schaffen und dem Gemeinwohl zu dienen. Zusammenhalt ist damit der Kern, die Motivation und ein Ziel des Netzwerkes.“Sabine Süß, Leiterin der

Wo gibt es mehr Informationen?
www.netzwerk-stiftungen-bildung.de


Allianz für gesellschaftlichen ­Zusammenhalt

Sven Tetzlaff, Körber-Stiftung

Was ist das? 
Wir sind gemeinnützige deutsche Stiftungen, die sich für starken gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine aktive Zivilgesellschaft einsetzen. In der Allianz für gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern wir den Austausch untereinander, insbesondere auf operativer Ebene. Ziel ist es, die jeweils eigenen Aktivitäten besser miteinander zu koordinieren und einen Rahmen zu schaffen, der Kooperationen untereinander fördert. Sowohl wissenschaftliche als auch praktische Expertise werden in der Allianz gebündelt und aktuelle Entwicklungen bewertet. Gemeinsam entwickeln wir handlungsorientierte Empfehlungen und diskutieren sie mit politischen Entscheiderinnen und Entscheidern in Bund, Ländern und Kommunen sowie mit Vertreterinnen und Vertretern der Wissenschaft und zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren. Die Kooperation umfasst Fachgespräche, Barcamps und die Durchführung gemeinsamer Projekte.

Wer steht dahinter? 
Alfred Toepfer Stiftung F. V. S., Bertelsmann Stiftung, Breuninger Stiftung, Körber-Stiftung, Robert Bosch Stiftung, Stiftung Mercator, Vodafone Stiftung sowie die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd
Bucerius.

Was bedeutet Zusammenhalt für uns? 
„Wir erleben derzeit viele Herausforderungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland. Dort, wo Menschen sich zurückziehen, Vertrauen in Staat und Gesellschaft aufkündigen, Eigennutz über Gemeinsinn stellen, Ausgrenzung und Intoleranz das Wort reden, wird das Verbindende in einer lebendigen Bürgergesellschaft geschwächt. Wir möchten zu einem Zusammenleben beitragen, das die Zugehörigkeit jedes Einzelnen stärkt, unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht, Religion oder sozialem Status. Dies ist eine wesentliche Quelle des gesellschaftlichen Zusammenhalts und ein Grundpfeiler der Demokratie.“

Wo gibt es mehr Informationen?
Kontakt über die Sprecher der Allianz:
Dr. Anna Hofmann (Zeit-Stiftung Ebelin und
Gerd ­Bucerius), Sven Tetzlaff (Körber-Stiftung),
Dr. Kai ­Unzicker (Bertelsmann Stiftung)

www.allianz-fuer-zusammenhalt.de (derzeit im Aufbau)


Kunst kennt keinen Shutdown

Gesa Engelschall, geschäftsführender Vorstand der Hamburgischen Kulturstiftung

Was ist das? 
Die Hamburgische Kulturstiftung hat einen Hilfsfonds ins Leben gerufen, um in der Corona-Krise freien Künstlerinnen und Künstlern schnell und unbürokratisch zu helfen. Vielen von ihnen ist durch die Absage von Veranstaltungen und Schließung von Kultureinrichtungen ihr Einkommen weggebrochen. Unter dem Motto „Kunst kennt keinen Shutdown“ soll der Hilfsfonds Kunstschaffenden durch eine unbürokratische Förderung ermöglichen, weiterzuarbeiten, ihre Arbeit sichtbar zu machen und neue Formate auszuprobieren.

Wer steht dahinter? 
Die Hamburgische Kulturstiftung hat den Hilfsfonds ins Leben gerufen. Als Stiftung mit kleinem Kapital betreibt sie per se aktives Fundraising, sammelt Spenden und geht Kooperationen mit anderen Stiftungen ein. Unterstützt wird der Hilfsfonds unter anderem von: der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S., der Claussen-Simon-Stiftung, der Zeit-Stiftung, der Rudolf Augstein Stiftung, der Dorit & Alexander Otto Stiftung, der Kesting-Fischer Stiftung Hamburg, der Körber-Stiftung, der Klaus und Lore Rating Stiftung, der Gabriele Fink Stiftung, der Mara und Holger Cassens Stiftung, der Stiftung Hamburger Hilfsspende sowie von zahlreichen Unternehmen und Privatpersonen.

Was bedeutet Zusammenhalt für uns? 
„Ohne Zusammenhalt wäre das gesellschaftliche Miteinander nichts! Das sehen wir in diesem Ausnahmezustand besonders deutlich. Zum einen setzen sich diejenigen, denen es wirtschaftlich gut geht, für benachteiligte Menschen und das gesamtgesellschaftliche Wohl ein. Wir sind dankbar, als spendensammelnde Stiftung darauf bauen zu können. Zum anderen – und das finde ich besonders beglückend – spenden auch Menschen mit geringem Einkommen für Kunstschaffende, engagieren sich festangestellte Orchestermusiker für ihre freischaffenden Kolleginnen und Kollegen und machen sich viele Künstlerinnen und Künstler für Menschen ohne große Lobby stark. Kurz: Zusammenhalt ist, wenn sich die Menschen untereinander solidarisch zeigen.“

Wo gibt es mehr Informationen?
www.kulturstiftung-hh.de


Aufruf „Stiftungsengagement in Zeiten der Corona-Krise“

Was ist das? 
Stiftungen sind für viele Organisationen im Sozial-, Kultur-, Umwelt- oder Bildungsbereich unverzichtbare Partner, um Projekte und Angebote zu finanzieren. Die Corona-Krise betrifft viele der geförderten Organisationen unmittelbar und existenziell. Sie benötigen Förderpartner, die ihnen auch in dieser Ausnahmesituation zur Seite stehen, damit sie sich weiter für ihre Zielgruppen einsetzen können.

Die Unterstützer der Aktion haben daher eine gemeinsame Erklärung unterschrieben, die neun Grundsätze für die Zusammenarbeit in der Krise definiert. Unter anderem hält sie fest, dass zugesagte Fördermittel nicht zurückgefordert werden, wenn vereinbarte Projekte aufgrund der Krise nicht realisiert werden können. Ein weiteres Beispiel: Die Förderstiftungen ermutigen ihre Partner, alternative Formate für ihre Aktivitäten zu finden und so neue Wege zu gehen.

Wer steht dahinter? 
Die Aktion beruht auf einer Initiative mehrerer Stiftungen aus dem Arbeitskreis Förderstiftungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Stand 23. Mai 2020 haben 104 Stiftungen den Aufruf unterzeichnet.

Was bedeutet Zusammenhalt für uns? 
„Für uns heißt Zusammenhalt in dieser Situation in erster Linie Solidarität. Solidarität mit unseren Förderpartnern, die in einer ungleich schwierigeren Lage sind als wir Stiftungen, und Solidarität mit unseren Zielgruppen, da Menschen, die ohnehin in einer angespannten sozialen Lage sind, von der Krise besonders betroffen sind.“

Wo gibt es mehr Informationen?
Für den Initiativkreis:

Stephanie Reuter (Rudolf Augstein Stiftung),
Felix ­Dresewski (Kurt und Maria Dohle Stiftung),
Karsten ­Timmer (panta rhei Stiftungsberatung)

www.stiftungen.org/aufruf-foerderstiftungen 

Über die Autorin

Esther Spang ist Systemischer Coach und Kommunikationstrainerin. Sie berät Unternehmen und NGO in verschiedenen Bereichen der analogen und digitalen Kommunikation.

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