Beim Bundesverband Deutscher Stiftungen berät Dr. Annette Kleinbrod seit Juni Stiftungen, die sich in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) engagieren wollen. Warum man sich an sie wenden sollte, verrät die Expertin für internationale Zusammenarbeit im Interview mit der Stiftungswelt 02/2017.

Stiftungswelt: Frau Dr. Kleinbrod, Sie haben Anfang Juni beim Bundesverband Deutscher Stiftungen Ihre Stelle als EZ-Scout angetreten. Ist die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) ein solcher Dschungel, dass man als Stiftung einen Pfadfinder benötigt, um sich darin zurechtzufinden?
Dr. Annette Kleinbrod:
 In den letzten Jahren hat es in der internationalen Zusammenarbeit viele Fortschritte gegeben. So stellen etwa die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit den weltweit verabredeten Nachhaltigkeitszielen sowie der Klimawandel neue Anforderungen an eine zukunftsorientierte Entwicklungszusammenarbeit. Zudem gibt es immer mehr Akteure und Instrumente auf nationaler wie internationaler Ebene. Da kann man schon einmal das Gefühl haben, sich in einem Urwald zu befinden.

Und wie lichten die EZ-Scouts, zu denen Sie gehören, diesen Urwald?
Indem wir Stiftungen zeigen, welche Instrumente der internationalen Zusammenarbeit es bereits gibt. Außerdem vermitteln wir Kooperationen, die allen Beteiligten einen Mehrwert bieten. Darüber hinaus geht es uns darum, gemeinsam mit den Stiftungen und den Partnern des EZ-Scout-Programms zu überlegen, wie sich die Wirkung von Projekten und die Effizienz bei Finanzanlagen nachhaltig erhöhen lassen, und neue Instrumente und Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln.

Das klingt nach einem weiten Aufgabenfeld. 
Stimmt. Kurz gesagt umfasst es die Stiftungsarbeit im Ausland, das Globale Lernen für nachhaltige Entwicklung im Inland sowie Anlageformen, die Stiftungen im Rahmen ihrer Investmentstrategie berücksichtigen können.

Um die Zusammenarbeit zwischen Stiftungen und der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) zu fördern, sind seit Sommer 2017 deutschlandweit vier sogenannte EZ-Scouts bei stiftungsnahen Organisationen im Einsatz. Alle vier verfügen über mehrjährige Berufserfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit. Sie sind als entwicklungspolitische Beraterinnen im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätig und werden über Engagement Global durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) an Stiftungen oder Verbände entsendet. Die EZ-Scouts sind Ansprechpartner für alle Themen rund um die Entwicklungszusammenarbeit. Sie unterstützen bei der Internationalisierung der Stiftungstätigkeiten, vermitteln den Kontakt zu nationalen und internationalen Netzwerken und beraten ihre jeweilige Gastinstitution und deren Partner zu den Tools der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Darüber hinaus unterstützen sie bei der Entwicklung und Umsetzung konkreter Projektideen. Im Rahmen ihrer Aufgaben kooperieren die EZ-Scouts auch eng mit Engagement Global, wo mit dem BMZ eine gemeinsame „Servicestelle für Stiftungen und Philanthropen“ angesiedelt wurde, und der KfW Entwicklungsbank. Die vier EZ-Scouts wurden an folgende Gastinstitutionen entsendet: Bundesverband Deutscher Stiftungen (Berlin), Deutsches Stiftungszentrum (Essen), Haus des Stiftens (München) und Phineo (Berlin, voraussichtlich ab Oktober).

Sie sagen, dass die Zahl der Akteure in der internationalen Zusammenarbeit zugenommen habe. Ist es dann überhauptsinnvoll, dass sich auch Stiftungen in diesem Bereich vermehrt engagieren? 
Auf jeden Fall. Stiftungen sind ein sehr wichtiger Bestandteil der Zivilgesellschaft. Aufgrund ihrer finanziellen und politischen Unabhängigkeit können sie gesellschaftliche Probleme kritisch ansprechen und entscheidend zu ihrer Lösung beitragen. Dabei können sie innovative Wege gehen und vergleichsweise schnell agieren und sind dadurch in der Lage, wichtige Impulse für die internationale Zusammenarbeit zu setzen.

Warum sollten Stiftungen dabei mit EZ-Organisationen zusammenarbeiten? 
Weil gemeinsames Handeln Synergieeffekte freisetzt, die die Wirkung der Arbeit deutlich erhöhen können. Die wenigsten Stiftungen können sich vor Ort selbst um die Umsetzung ihrer Projekte kümmern, sie brauchen verlässliche Partner. Hier verfügen die Entwicklungsorganisationen über langjährige Expertise. So können Stiftungen in ihrer internationalen Arbeit gestärkt werden. Ein wichtiges Element ist dabei, dass ihre Unabhängigkeit im Rahmen dieser Zusammenarbeit bestehen bleibt.

Sie sind als EZ-Scout beim Bundesverband Deutscher Stiftungen tätig. Wo genau sind Sie dort angedockt? 
Ich gehöre zum neu geschaffenen Team Internationales, das sich vorgenommen hat, Stiftungen auf ihrem Weg zu globalem Denken und Handeln zu begleiten. Unter anderem wirke ich daher an der Weiterentwicklung und Umsetzung der Internationalisierungsstrategie mit.

Das klingt eher abstrakt. Kann man sich als Stiftung denn von Ihnen auch zu ganz konkreten Fragen, etwa zur Finanzierung eines Auslandsprojekts, beraten lassen? 
Ja, dafür bin ich ja da. Ein Anruf oder eine E-Mail genügt. Ich freue mich darauf.

 

Die Fragen stellte Nicole Alexander

Service für Stiftungen vom Team Internationales

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