Highlights des Mission Investing Forums 2018: Afrika und nachhaltige Entwicklung

Coumba Toure
Stiftungsvermögen
© Laura Gögelein, GLS Bank
22.11.2018
Stiftungsvermögen
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Welche Möglichkeiten gibt es für interessierte Stiftungen, Philanthropinnen und Philanthropen, mit Ihrem Vermögen sowohl den eigenen Stiftungszweck zu verwirklichen als auch zur nachhaltigen Entwicklung in Afrika beizutragen?

„Welche drei Bilder haben Sie im Kopf, wenn Sie an Afrika denken?“ So startete Tilman Wörtz von der Culture Counts Foundation gGmbH seinen Blick auf den Kontinent auf dem 7. Mission Investing Forum. Kaum jemand wird in dem Moment an die Vielfalt der Fotos von Afrikanern auf dem Instagram-Account Everyday Africa gedacht haben. Das Forum hatte genau das zum Ziel – darzustellen, wie vielfältig Afrika ist, und aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es für interessierte Stiftungen, Philanthropinnen und Philanthropen gibt, mit Ihrem Vermögen sowohl den eigenen Stiftungszweck zu verwirklichen als auch zur nachhaltigen Entwicklung in Afrika beizutragen.

Gemeinsam nachhaltige Entwicklung ermöglichen 

Wie bedeutend die nachhaltige Entwicklung in Afrika nicht nur für den Kontinent selbst, sondern auch für die Entwicklung in Deutschland und weltweit ist, betonten Christina Opitz aus dem Vorstand der GLS Bank und Joachim Schmitt, Regierungsdirektor am Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gleich zu Beginn der Veranstaltung. Sie riefen Stiftungen und Philanthropen dazu auf, sich gemeinsam dafür einzusetzen.

„Ich bin nach diesem Tag heute überzeugt, Impact Investing wird größer als die traditionelle Vermögensanlage. Die Frage ist nur wann und welche Rolle Stiftungen dabei spielen wollen.“
Felix Oldenburg, Generalsekretär am Bundesverband Deutscher Stiftungen

Heute schon viele Möglichkeiten für Mission Investing in Afrika 

Im Anschluss zeigten neun Institutionen eindrucksvoll das Potenzial für Mission Investing in Afrika: SANAD Fund for MSME, GreenTec Capital Partners, Stiftung Solarenergie, Africa GreenTec AG, Solar Connect eG, International Committee of the Red Cross, SEKEM, Oikocredit Stiftung Deutschland und Steinbeis Consulting Impact Investing. Sie alle haben erfolgreich neue Wege getestet und umgesetzt. Die Beispiele reichten vom Aufbau von Beschäftigungsmöglichkeiten über Solarenergie bis hin zu einem Humanitarian Impact Bond. Viele Menschen aus dem Publikum waren erstaunt über die Vielfalt der Instrumente und inspiriert von den heute schon bestehenden Möglichkeiten, mit Mission Investing die nachhaltige Entwicklung in Afrika zu unterstützen. 

Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate
© Laura Gögelein, GLS Bank
Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate

Es braucht das Einhalten unserer Werte und gute Regierungsführung 

Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate, Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten, Bestsellerautor und politischer Analyst, erklärte, dass Afrika aus politischer, wirtschaftlich, ökologisch und kultureller Sicht zunehmend wichtiger wird. Für ihn liegt die Zukunft der Unterstützung der afrikanischen Entwicklung in Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe. Dafür seien das Einhalten der eigenen Werte, eine gemeinsame Afrika-Politik der Länder sowie gute Regierungsführung der afrikanischen Länder notwendig.

Interesse, Austausch und Dialog sind nötig 

Coumba Toure von der Trust Africa Foundation aus Senegal betonte in der Paneldiskussion über die Nachhaltigkeitsziele der 2030 Agenda wie viele lebhafte und ernsthafte Diskussionen es in Afrika dazu bereits gibt – nur seien sich viele Menschen in Europa dessen nicht bewusst. Es brauche viel mehr Interesse an dem, was in Afrika passiert und mehr Möglichkeiten für Austausch und Dialog. Klaus Milke, Chairman der Foundations 20 (F20) und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zukunftsfähigkeit und Germanwatch, verdeutlichte am Beispiel der F20 wie wichtig die persönlichen Beziehungen und die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure auf der globalen Ebene und der Arbeit in den G20-Staaten sind.

Patrick van Weerelt, Leiter des UNSSC Knowledge Centre for Sustainable, regte zum Nachdenken an: Kennen wir wirklich den Inhalt der Agenda 2030 und der 17 Nachhaltigkeitsziele? Derzeit wird die Agenda von vielen unterschiedlichen Akteuren für unterschiedlichste Ziele genutzt. Er forderte uns auf, Diskussionen darüber zu führen, wie wir die Agenda mit all den unterschiedlichen, miteinander verbundenen Zielen umsetzen können, ohne jemanden zurückzulassen. 

Wie kann erfolgreiches Mission Investing deutscher Stiftungen in Afrika aussehen? 

Die Philanthropin Ise Bosch, Markus Lux von der Robert Bosch Stiftung und Johannes Weber von der BMW Foundation Herbert Quandt reflektierten über den bisherigen Ansatz von Stiftungen im Bereich Mission Investing in Afrika: Es sind vor allem die kleinen, langsameren Schritte, die Lernen ermöglichen, das Testen von Impact Investing in einzelnen Projekten und der Aufbau von Netzwerken und Ökosystemen. Sie betonten auch, dass eine Transformation des Risikobegriffes in den Anlagestrategien von Stiftungen notwendig sei. 

Reflektieren über Lösungen 

In der Abschlussdiskussion mit Saran Kaba Jones, Gründerin und Geschäftsführerin von FACE Africa in Liberia und Fellow der Robert Bosch Academy, Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank und Felix Oldenburg, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, fragten wir Saran Kaba Jones, was ihr Erfolgsrezept für nachhaltige Entwicklung sei. Ihre Antwort: die Leidenschaft für Afrika, das Potenzial, das Afrika bereits besitzt und die eigene Verpflichtung, jedem den Zugang zur sozialen Grundversorgung zu ermöglichen. Die Herausforderungen bleiben jedoch groß: von Fundraising über den Aufbau von Infrastrukturen und Netzwerken zwischen Finanzinstitutionen bis hin zu neuen und auch hybriden Finanzinstrumenten.

Die nächsten Schritte 

Die Robert Bosch Stiftung und der Bundesverband Deutscher Stiftungen werden Ende Januar 2019 in Berlin einen Workshop zum Thema Partnerschaften in Afrika organisieren, um die Möglichkeit zu Austausch und Dialog zu vertiefen. 

Die GLS Bank und das BMZ wollen das Thema Impact Investing gemeinsam weiterverfolgen und planen im ersten halben Jahr einen Workshop zu diesem Thema.

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