Der Fußballprofi Neven Subotić suchte nach einer Möglichkeit, seine Vision von einer fairen Weltgemeinschaft umzusetzen. Grenzüberschreitend sollte das Wirken sein, das Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich mindern und Menschen helfen, ein Leben in Würde und selbstbestimmt führen zu können. Das war der Anstoß zur Gründung der Neven Subotic Stiftung (jetzt well:fair foundation).
Ein überzeugter Stifter der neuen Generation
Neven Subotić ist einer der wenigen ganz jungen Stiftungsgründer: Mit nur 23 Jahren hat er 2012 die Neven Subotic Stiftung gegründet. Auf der Suche nach weiteren Möglichkeiten für soziales Engagement hatte ihn ein Freund auf die Möglichkeit einer Stiftungsgründung aufmerksam gemacht. Aus dem anfänglichen Skeptiker wurde dann recht schnell – nach eingehender Recherche, was denn das überhaupt für eine Organisationsform ist – ein überzeugter Stifter. Und so hat Neven Subotić dann gleich in dem Stiftungsbericht „100% Wirkung“ detailliert dargestellt, wie man eine Stiftung gründet und warum er sich dafür entschieden hat.
<p>Die SDGs sind kein Zauberwerk. Sie geben einen Rahmen vor, innerhalb dessen man sich fokussieren kann. Wer das bislang noch nicht gemacht hat, kann das nun tun.</p>
Interessant ist auch, dass Neven Subotić eine Stiftung gegründet hat, obgleich die Arbeit in dem afrikanischen Land Äthiopien von Anfang an im Mittelpunkt des Wirkens stand. Wo für viele andere die Hürden des grenzüberschreitenden Stiftens sehr hoch erscheinen, geht Neven Subotić engagiert und zuversichtlich voran, um Lösungen zu finden. Die Erfolge geben ihm recht: Er kann beobachten, wie sich über die Zeit die Gesundheit der Menschen verbessert und Zeit, die für lange Wege zum Wasserholen benötigt wurde, nun anders genutzt werden kann – zum Beispiel für Bildung oder Arbeit. Menschen bekommen auf diesem Wege eine Chance, ihr Zukunft selbstbestimmt zu gestalten.
Die Arbeit in Äthiopien wird komplettiert durch das lokales Bildungsprogramm Wasserhelden. Es zielt auf den Erwerb von Gestaltungskompetenzen ab und befähigt Kinder und Jugendliche zu einem selbstbestimmten und verantwortungsbewussten Denken und Handeln. Die Umsetzung umfasst sechs Projekteinheiten, die im Rahmen des Unterrichts, des Ganztags oder der Schulsozialarbeit bedarfsgerecht durchgeführt werden. Dabei sind die Inhalte des Programms so aufbereitet, dass Schüler*innen durch die Teilnahme ermutigt werden, Projekte oder Aktionen zu initiieren. Diese bewirken konkrete Veränderung und erhöhen die Aufmerksamkeit für globale Ungerechtigkeiten.
Das Ziel ist es, auch hier in Deutschland ein besseres Verständnis für die Kostbarkeit des Wassers und dessen Bedeutung für alle Menschen – ganz gleich wo sie leben – zu schaffen und auf diesem Wege einen Betrag mehr für eine gerechtere Zukunft zu leisten. Dies wird vervollständigt durch den Einsatz von zahlreichen Volunteers, die im Rahmen von Veranstaltungen, Messen oder anderen Aktionen in Dortmund und Umgebung wichtige Aufklärungsarbeit zum Thema leisten.
<p>Wir sind eine Organisation, die den Zugang zu Wasser – was ein wichtiges Menschenrecht ist – in einigen der ärmsten Regionen der Welt ermöglicht und dadurch die Welt etwas fairer gestaltet. Das machen wir, ganz gleich ob es die SDGs gibt oder nicht.</p>
Was die Stiftung ganz besonders auszeichnet, ist der Fokus auf ein spezielles Thema. Neven Subotić hält nicht viel davon, vieles zu machen und sich am Ende dabei zu verzetteln oder Dinge nur halb zu machen. Stattdessen setzt er auf starke Expertise und die Kernkompetenz seines Teams in einem Bereich, um dann mit ebenso fokussierten starken Partnern für andere Bereiche zusammenzuarbeiten und so gemeinsam mehr zu schaffen. Dabei werden Kosten, die für Verwaltung, Reisen und sonstige Arbeit der Stiftung entstehen, vom Stifter selbst gedeckt, damit alle Spenden direkt für Maßnahmen eingesetzt werden können.
Neven Subotić ist auch klar in seinen Ansichten: Die Betonung des Gemeinsamen, das er immer wieder erwähnt. Der Respekt, den er allen Menschen entgegenbringt, mit denen er zusammenarbeitet und für die er sein stifterisches Wirken einsetzt. Und genauso unmissverständlich debattiert er, wenn es um Entwicklungen in der Fußballwelt geht, die unternehmerische Investitionen statt der Fans in den Mittelpunkt stellen.
<p>Die SDGs geben auch ein zeitliches Ziel vor und legen damit auch Verantwortlichkeiten fest. In diesem Sinne sind sie ein hilfreiches Konzept, da alle wichtigen Punkte angesprochen werden.</p>
Auch wenn Neven Subotić sich mit seiner Stiftung ganz klar auf das Thema Wasser konzentriert, unterstützt er auch den globalen Ansatz der SDGs zur Nachhaltigkeit. So half er der Landesregierung Nordrhein-Westfalen, ein Kinderbuch zu den Nachhaltigkeitszielen zu veröffentlichen und Grundschulkindern in Dortmund vorzustellen.
Die Neven Subotic Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Wirkungen einfach verständlich und transparent darzustellen.
Beispielhaft ist das im Stiftungsbericht der Neven Subotic Stiftung „100% Wirkung“ in dem Abschnitt Zahlen, Daten, Fakten dargestellt:
6 Jahre Neven Subotic Stiftung
Welche Rolle spielen Stiftungen bei der Umsetzung der SDGs?
Stiftungen können den Staat dabei unterstützen, eine Infrastruktur für wichtige Bereiche der Grundversorgung zu schaffen und diese Infrastruktur dann auch zu zuerhalten. Ein Beispiel für so einen Bereich der Grundversorgung wäre beispielsweise der Zugang zu Wasser, der ein Menschenrecht ist.
Wie viele Ressourcen setzen Sie für Ihr SDGs-relevantes Wirken ein?
Wir setzen unsere gesamten Mittel für den Zugang zu Wasser ein und fördern Bildung für nachhaltige Entwicklung. Damit bekämpfen wir zugleich Armut.
Im Rahmen der SDGs entspricht das dem SDG 6 Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten, dem SDG 4 Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern und dem SDG 1 Armut in allen ihren Formen und überall beenden.
Das waren in den ersten sechs Jahren unserer Stiftungsarbeit 3.391.747,21 Euro an Projektspenden plus die Verwaltungskosten für unsere Stiftung, die wir selbst tragen.
Welche Wirkung ist damit erzielt worden?
In erster Linie haben wir damit für viele Menschen in der Region Tigray im Norden Äthiopiens die Grundlage für eine gesunde und selbstbestimmte Zukunft ermöglicht.
So konnten wir bislang 212 WASH-Projekte realisieren: Es wurden 133 Brunnen in Gemeinden und 79 Brunnen und Sanitäranlagen an Schulen gebaut. Weitere 151 Projekte befinden sich derzeit in Bearbeitung. Insgesamt erhalten dadurch rund 128.000 Menschen einen sicheren Zugang zu WASH. Und der ist wiederum die Voraussetzung dafür, dass lange Wege der Wasserbeschaffung wegfallen und dass vor allem Kinder gesund und ohne Hindernisse am Schulbesuch teilnehmen können – und dann einmal selber entscheiden können, wie sie ihr Leben gestalten möchten. Wir adressieren hier also direkt die genannten SDGs.
Aber wir wollen nicht nur die Situation in Äthiopien verändern – wir wollen auch über Ländergrenzen hinweg verändern, verbinden und Vertrauen schaffen. Indem wir eine Verbindung zwischen den Menschen hier und denen in Äthiopien herstellen, kann unser Handeln viel weitreichendere Wirkungen entfalten. Durch unser Bildungsprogramm Wasserhelden, zum Beispiel, ermöglichen wir ein ganz anderes Verständnis von der Bedeutung des Wassers und von den jeweiligen Lebensbedingungen, die jeweils in einem Land herrschen.
Welches sind Ihre wichtigsten Erfahrungen?
Die vielleicht wichtigste Erfahrung ist, dass wir durch unser Wirken noch mehr bewirken können als ursprünglich gedacht. Wir sind zum Beispiel mit der Regierung in Äthiopien im Gespräch. Wir unterstützen das Land darin, dass Menschen Zugang zu Wasser bekommen und erwarten, dass Äthiopien sich verstärkt der anderen SDGs annimmt. Sollte das nicht passieren, dann würden wir überlegen, woanders hinzugehen. Nur gemeinsam können wir eine grundlegende nachhaltige Entwicklung bewirken und somit Menschen eine selbstbestimmte Zukunft ermöglichen.
Welche Hürden gibt es für Stiftungen beim Engagement für die SDGs?
Wir sehen dort im Moment als Stiftung keine Hürden, da wir die SDGs eher als Rahmen verstehen, innerhalb dessen man sich fokussieren kann. Als Stiftung arbeiten wir zu dem Thema „Zugang zu Wasser“ und das würden wir auch tun, wenn dieses Thema nicht formal in Form der SDGs adressiert werden würde, es keine SDGs geben würde.
Was muss passieren, damit Stiftungen mehr Engagement für die SDGs zeigen?
Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass sich eine Stiftung auf ihren Stiftungszweck fokussiert und dadurch zu einer gerechteren Welt beiträgt. Im Moment sind die SDGs der Rahmen für die Entwicklungsdiskussion bis zum Jahr 2030. Danach wird eine nächste Entwicklung kommen. Stiftungen tragen jedoch langfristig über ihren Stiftungszweck in positivem Sinne zur Entwicklung der Gesellschaft bei.