Neue Partner gewinnen

Wie im Kapitel „Das Stiften und die SDGs“ ausgeführt, erfordern die Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) auch von Stiftenden und Stiftungen einen umfassenden und mehrsektoralen Ansatz für Partnerschaften. Dabei gilt es, sowohl den Sinn von Stiftungszwecken und Stiftungsarbeit wertzuschätzen, als auch diesen in Wirkungsketten, größere Projektzusammenhänge und abgestimmtes Handeln einzubetten, das auch im Ganzen wirkt und nicht nur einer isolierten Projektlogik folgt – oft auch über die Grenzen eines regionalen Stiftungsradius hinweg. Eine im Vergleich zu früherer Stiftungsarbeit größere Rolle werden für viele Stiftungen einerseits Kooperationen mit teilweise auch ausdrücklich politisch handelnden Akteuren spielen, etwa mit Nichtregierungsorganisationen, Aktivisten oder Journalisten, und andererseits Partnerschaften mit der öffentlichen Hand, insbesondere den für die Implementierung der SDGs relevanten Bundesministerien. 

Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen stärken 

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert unterschiedlichste Akteure der bilateralen Zusammenarbeit, unter anderem auch Nichtregierungsorganisationen (NROen) – in der entwicklungspolitischen Fachsprache als „Private Träger und Sozialstrukturträger“ bezeichnet.  

NROen setzen sich, wie Stiftungen auch, in der Regel für die Gesellschaft und das Gemeinwohl ein. Insofern besteht ein großes Potenzial für Zusammenarbeit, etwa durch fachlichen Austausch oder eine gegenseitige finanzielle Förderung. Eine derartige Zusammenarbeit existiert zwar in der Praxis bereits vereinzelt, aber um das gesamte Potenzial des gemeinwohlorientierten Handelns auszuschöpfen, bedarf es eines weiteren Ausbaus von Kooperationen zwischen Stiftenden und NROen. Dafür sind einige Hürden zu überwinden: unterschiedliche Herangehensweisen, Ausdrucks- und Sprechweisen im Umgang mit und in der Diskussion über Themen gehören ebenso dazu wie mangelnde Möglichkeiten zum Austausch und zur Entwicklung von gemeinsamen Projekten.

Zusammenarbeit mit Journalistinnen, Journalisten und Aktivistinnen und Aktivisten 

Wenn es darum geht, gesellschaftliche Ungleichheiten, politische Missstände, Shrinking Civil Society Spaces, Schädigungen von Klima und Umwelt und vieles andere mehr aufzudecken und bekannt zu machen, ist die Öffentlichkeit in vielen Ländern auf die Arbeit von Journalistinnen, Journalisten und Aktivistinnen, Aktivisten angewiesen. Für ihre oft langwierigen und aufwendigen Recherchen oder Projekte fällt es oft schwer, angemessene Finanzierungen zu finden. 

Zusammenarbeit mit dem Kanzleramt und deutschen Ministerien, die federführend bei der Implementierung der SDGs sind  

Dass Stiftungen wesentlich zur Erreichung der SDGs beitragen können, darüber herrscht weitgehend Konsens. Dennoch werden Stiftende bei der Ausgestaltung der SDGs und bei der Erstellung der freiwilligen Länderberichten (Voluntary National Reviews, VNRs) nicht ausreichend berücksichtigt. Das liegt zum einen daran, dass die Planung der Indikatoren und der freiwilligen Länderberichte unter wirtschaftlichen und politischen Gesichtspunkten erfolgt, die nicht geeignet sind, die Diversität der Zivilgesellschaft abzubilden und mit einzubeziehen. Die von Stiftungen geleistete Arbeit zu den SDGs wird daher häufig nicht in die Berichterstattung integriert. Um das zu ändern, fordern Stiftungen ein Aufeinanderzugehen von beiden Seiten und auf Augenhöhe, denn als Bittsteller möchten sie nicht auftreten. 

Zum anderen herrscht keine ausreichende Transparenz über öffentliche Treffen und Arbeitsgruppen zu den SDGs im Kanzleramt und in den Ministerien sowie über die Zusammenarbeit zum Thema zwischen den Ministerien und mit dem Kanzleramt. So kommt es immer wieder vor, dass nicht alle relevanten Akteure in diese Diskussionen mit eingebunden werden.