76 Millionen japanische Dollar
Wie kommt es, dass die weltgrößte Stiftung, die Bill and Melinda Gates Stiftung, der nigerianischen Regierung ihre Staatsschulden gegenüber Japan in Höhe von 76 Millionen Dollar zahlt? Das erklärt Felix Oldenburg in seinem neuen Impuls.
Liebe Stiftungsfreundinnen, liebe Stiftungsfreunde,
vergangene Woche konnte man von einer seltsamen Transaktion lesen. Die weltgrößte Stiftung, die Bill and Melinda Gates Stiftung, zahlte der nigerianischen Regierung ihre Staatsschulden gegenüber Japan in Höhe von 76 Millionen Dollar. Da fragt man sich mit den Worten des Dichters Joachim Ringelnatz, „wenn man Logik hat, was macht ein Suahelihaar denn nachts um drei am Kattegatt“?
Die Auflösung ist so einfach wie interessant: Im Kampf gegen Polio sind besonders die Länder zentral, in denen NGOs nicht sicher arbeiten können. In Nigeria etwa kann in besonders gefährdeten Regionen nur die Regierung selbst Maßnahmen umsetzen. Statt dem afrikanischen Land aber direkt Fördermittel zu geben, deren Verwendung schwer zu überprüfen wäre, wählte die Stiftung ein Darlehen, dessen Tilgung an konkrete Ergebnisse gekoppelt war. Und weil es der nigerianischen Regierung wohl nicht leicht gefallen wäre, einer so vermögenden Stiftung wie der von Melinda und Bill Gates aus knappen Haushaltsmitteln einen Kredit zurückzuzahlen, wählte die Stiftung den Weg über die reguläre Kreditfazilität eines großen Geberstaats: Japan.
Diese Konstruktion ist also gleich dreifach anders als der typische Mechanismus einer Stiftungsfinanzierung. Bereits 2014 hatte die Bill und Melinda Gates Stiftung still versprochen, Nigerias reguläre Staatsschulden bei der japanischen Regierung zu übernehmen, sobald über 80 Prozent Erfolg bei bestimmten Impfkampagnen erreicht worden sind. Nachdem die Wirkung erzielt wurde, konnte letzte Woche auch das Versprechen eingelöst werden.
Es sind nicht nur, aber vor allem solche kreativen Ideen, die dazu beigetragen haben, dass Polio kurz vor der Ausrottung steht: Vor 30 Jahren gab es 350.000 Krankheitsfälle. 2017 waren es nur noch 21.
Mit dieser guten Nachricht wünsche ich Ihnen einen guten Start in die Woche,
Ihr
Felix Oldenburg
PS: Das vollständige Gedicht von Joachim Ringelnatz lautet übrigens
Logik
Die Nacht war kalt und sternenklar,
Da trieb im Meer bei Norderney
Ein Suahelischnurrbarthaar. –
Die nächste Schiffsuhr wies auf drei.
Mir scheint da mancherlei nicht klar,
Man fragt doch, wenn man Logik hat,
Was sucht ein Suahelihaar
Denn nachts um drei am Kattegatt?
Aktuelle Beiträge
Philanthropie ist ein feministisches Thema
Soll es voran gehen mit der Menschheit, müssen die Stimmen von Frauen durch philanthropische Mittel unterstützt werden, ihre Wahlmöglichkeiten, Partizipation, Bildung und Existenzgrundlagen.
MehrStiften von Anfang an
Die ethisch-nachhaltige Geldanlage ist heute eine zweite Säule der Stiftungstätigkeit. Weit weniger im Fokus steht die Herkunft der Stiftungsmittel. Doch lässt sich die Frage, ob das Kapital einer Stiftung auf das Gemeinwohl schädigende Weise erwirtschaftet wurde, einfach ausblenden?
MehrGesprächsbereit in Brüssel
Die Corona-Krise hat den Stiftungssektor auf EU-Ebene zusammenwachsen lassen. Rückt jetzt ein Binnenmarkt für europäische Philanthropie in greifbare Nähe? Eine Annäherung.
Mehr