Märchentage 2025 "Märchen und Krieg"

Während Kriege in der antiken Heldensage oder im Mythos eine wichtige Rolle spielen, lassen sich im Märchen weniger und auch nur mittelbare Berührungspunkte damit feststellen. Wir wollen auf der Tagung darüber diskutieren, auf welch besondere Weise sich der Krieg in das Märchen einschreibt, auch in Abgrenzung zu anderen populären Erzählungen wie der Sage oder dem Schwank.
Die Besonderheiten der Gattung bedingen es, dass im Märchen keine konkreten Kriegserfahrungen geschildert werden. Hier werden Kriege nur angedroht oder Kriegslisten werden angewendet. Oft sind Kriege der Anlass für die Abwesenheit von Märchenfiguren. Märchen berichten eher vom Krieg der Tiere: zwischen Vögeln und Vierbeinern, zwischen Fröschen und Mäusen oder wilden Tieren und Haustieren.

Allerdings ist die Figur des abgedankten oder verwundeten Soldaten als Vertreter der Unterschicht häufig im europäischen Märchen zu finden, auch als Erzähler. Dementsprechend widmet sich eine Reihe von Vorträgen dem Soldaten als Märchenerzähler. Gelegentlich haben sich Kriege auch durch die Lokalfärbung der Handlung in den Text eingeschrieben; das ist z. B. zu beobachten bei dem bekannten Dragonerwachtmeister Friedrich Krause aus Hof bei Kassel, einem Märchenbeiträger der Brüder Grimm.

Wir wollen das Thema Krieg und Zerstörung aber auch jenseits der Märchen- oder Erzählforschung betrachten, z. B. im Märchen- und Sagenfilm oder in seiner pädagogischen Dimension, wenn reale Kinder- und Jugendschicksale mit den Grimm’schen Märchen in Beziehung gesetzt werden.
Mit einem Blick auf militärische Erziehung im japanischen Märchen, auf ukrainische Märchen und schließlich auf Friedensphantasien in Utopien wollen wir die Tagung ausklingen lassen.

Prof. Dr. Holger Ehrhardt (Kassel)
Prof. Dr. Heidrun Alzheimer (Bamberg)
Volkach, März 2025

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Veranstaltungsort

Gästehaus der Abtei
Schweinfurter Str. 40
97359
Schwarzach am Main