Maecenata Stiftung gibt Stiftungsdatenbank auf

Die seit Herbst 1989 bestehende Maecenata Stiftungsdatenbank wird aufgelöst. Dies haben die Maecenata Stiftung und der Bundesverband Deutscher Stiftungen vereinbart.

24. April 2020 In den letzten Jahren haben der Bundesverband Deutscher Stiftungen und die Maecenata Stiftung auf vielen Gebieten eng zusammengearbeitet. In diesem Zusammenhang schien es zweckmäßig, auch die seit 1991 bestehende Zweigleisigkeit der Stiftungsdatenbanken zu beenden. Nach Abschluss einer entsprechenden Vereinbarung hat die Übergabe der bei der Stiftung noch vorhandenen Daten und Unterlagen begonnen. Für wissenschaftliche Zwecke wird das zur Stiftung gehörende Maecenata Institut künftig auf die beim Bundesverband erfassten Daten zurückgreifen können. Eine weitergehende Kooperation bei der Verwertung der Daten ist geplant. 

Damit geht bei Maecenata nach mehr als 30 Jahren eine Ära zu Ende. Der Auftrag der damaligen Arbeitsgemeinschaft Deutscher Stiftungen zur Erfassung der deutschen Stiftungen war der Beginn der wissenschaftlichen Tätigkeit bei Maecenata. In Methodik, Fragestellung und Erfassung wurde Neuland betreten. Die letzten früheren Stiftungsverzeichnisse stammten aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Dass in der DDR in den 1950er Jahren akribisch Angaben zu Stiftungen gesammelt worden waren, um Unterlagen für deren Auflösung in der Hand zu haben, war damals in Westdeutschland noch nicht bekannt. 

1991 erschien das erste Verzeichnis der Deutschen Stiftungen. Damit war der Auftrag abgeschlossen; der Verband übernahm die erstellte Datenbank. Maecenata hatte jedoch das Recht, sie ebenfalls fortzuschreiben, zu nutzen und daraus zu publizieren. 1994 konnten erstmals ein zusammenfassender Stiftungsführer und statistische Angaben zum deutschen Stiftungswesen vorgelegt werden; Daten flossen u.a. auch in das internationale Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project ein. Fünf weitere, jeweils überarbeitete Auflagen des Stiftungsführers und vier aktualisierte Auflagen der Statistiken folgten. Für zahlreiche Forschungsprojekte wurden die Daten ausgewertet. Der Bundesverband legte seinerseits regelmäßig komplette Verzeichnisse der deutschen Stiftungen und zahlreiche Sonderveröffentlichungen sowie ebenfalls statistische Übersichten vor. Beide Datenbanken standen der Wissenschaft für Forschungszwecke zur Verfügung. Auch die interessierte Öffentlichkeit hatte zunehmend, auch online, Zugang. 

Seit 1989 haben nicht nur die Zahl und vor allem auch der Bekanntheitsgrad der deutschen Stiftungen um Faktoren zugenommen. Auch die zu Beginn fast nicht existente Stiftungsforschung konnte sich etablieren. Dies war nur möglich, weil empirisches Material zugänglich war und weil das Interesse der Stiftungen selbst an verlässlichen Zahlen mitgewachsen ist. Standen viele Stifter und Stiftungen, als sie 1990 erstmals einen Fragebogen in Händen hielten, dem Vorhaben überaus skeptisch gegenüber, ist heute die Herausgabe und vielfach auch die eigene Veröffentlichung von Basisdaten zur Regel geworden. Größere Stiftungen haben fast alle eigene Webseiten. Parallel zwei Datenbanken zu betreiben, erschien nicht mehr angebracht, zumal heute auch weitere Informationsquellen zur Verfügung stehen.

Es bleibt dennoch genug zu tun, um die empirischen Kenntnisse über das deutsche Stiftungswesen zu ergänzen und zu vervollständigen. Insbesondere die zahlreichen Treuhandstiftungen sind überwiegend noch immer nicht erfasst. Zudem fehlen verbindliche Regeln zur Erfassung des Stiftungsvermögens und zum Umfang der Publizität. Auch ist die Veröffentlichung von Angaben für die Stiftungen nach wie vor nicht verpflichtend. In einer Zeit, in der sich auch die Stiftungen an ihrem Beitrag zum allgemeinen Wohl messen lassen und neue Wege zur Verwirklichung ihrer Ziele entwickeln und erproben müssen, erscheint daher eine weitere Verbesserung der Transparenz unabdingbar. Seinem Forschungsschwerpunkt ‚Stiftungswesen‘ wird sich das Maecenata Institut als außeruniversitäre Forschungseinrichtung auch künftig widmen und freut sich darauf, dabei noch enger mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen zusammenzuarbeiten. Die öffentlich zugängliche Maecenata Bibliothek behält selbstverständlich ihren Sammlungsschwerpunkt Stiftungswesen.

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Swantje Tobiassen

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