BürgerStiftung Neubrandenburg: Neugestaltung durch Corona (European Community Foundation Initiative)

Elektroschaltkasten der Bürgerstiftung Neubrandenburg
© BürgerStiftung Neubrandenburg

„Das Bürgerpicknick startete vor drei Jahren mit 96 Teilnehmern, im vergangenen Jahr freuten wir uns bereits über fast 500 Teilnehmer und für dieses Jahr haben wir etwa 1.000 erwartet“, berichtet Wilfried Holze. Lange hatte der Vorstand die endgültige Absage hinausgezögert, lange hatten sie gehofft, mussten sich letztlich aber den noch immer geltenden Bestimmungen zu Menschenansammlungen beugen.

Mit Nachdruck fügt Marianne Holze hinzu: „Alle anderen eigenen Projekte haben wir aber weitergeführt und über Förderungen sehr schnell entschieden.“ Die 70-Jährige hatte gemeinsam mit ihrem Mann die BürgerStiftung Neubrandenburg initiiert. Die Gründung kam ihr in den Sinn, als sie gerade in Rente gegangen war: „Nur rumsitzen und lesen, das ist nicht meine Welt“, erinnert sich Marianne Holze. Für die Idee einer eigenen Bürgerstiftung in ihrer Wahlheimat war sie sofort Feuer und Flamme.

Nur ihren Mann galt es noch zu überzeugen. Der hatte gerade sein Unternehmen verkauft und freute sich auf das Rentnerdasein: „Ich wollte erst einmal gar nichts tun“, erinnert er sich. Doch die Begeisterung seiner Frau war ansteckend. Heute verbringt das Ehepaar etwa 40 Prozent seiner Zeit mit dem ehrenamtlichen Engagement für die Bürgerstiftung. Durch einen Virus lassen sie und die anderen Akteure sich nicht abhalten.

Auch wenn die Kontaktbeschränkungen erst einmal einen Mehraufwand bedeuteten: Schließlich waren Besprechungen und Stifterakquise von einen Tag auf den anderen zumindest persönlich nicht mehr möglich. Das Projekt „Graffiti in MV“ litt zuerst unter den Folgen der Pandemie: Elektroschaltkästen in der Innenstadt sollten von Hobbykünstlern gestaltet werden.

Doch die aufwendige Planung musste auf den E-Mail-, Messenger-und Telefonweg verlagert werden, verzögerte sich. Erst Ende Mai war schließlich ein Treffen der Ehrenamtlichen möglich, um über Motive und Termine zu beraten. Am 20. Juni soll es losgehen – trotz Corona. Auch bei anderen Projekten ließ die BürgerStiftung Neubrandenburg sich von der Pandemie keinen Strich durch die Rechnung machen. Für das von Jugendlichen initiierte Projekt „Walk of Sports“, einem mit Bronzeplatten versehenen Weg zu Ehren der besten Sportler der Stadt, Olympiasiegern und Weltmeistern, hatte die Bürgerstiftung das Sponsoring der ersten Plakette zugesagt.

Der Stolz ist in den Worten des Ehepaares spürbar, denn „wir haben potentiellen Stiftern die Idee des Projekts telefonisch erklärt und innerhalb kurzer Zeit die erforderliche Spendensumme von 3.500 Euro sogar überschritten.“ Nur die publikumswirksame Enthüllung der 1. Plakette musste auf den Herbst des Jahres verschoben werden.

Natürlich sind in der Corona-Zeit auch neue Nöte in Neubrandenburg entstanden. Die Bürgerstiftung konnte schnell Unterstützung anbieten: „Wir haben zum Beispiel Tablets für junge Musiker finanziert, damit sie von zu Hause aus am Unterricht teilnehmen können“, erklärt Wilfried Holze, „der Jugendkunstschule haben wir den Einkauf von Spezialstoff für das Nähen von Masken für Pflegeheime ermöglicht – das hat innerhalb einer Woche geklappt.“

Und auch die heimischen Künstler bekommen Hilfe: „Geplant ist eine Kunstmeile, wo 14 Kreative der Stadt draußen in einer Freiluftgalerie auf 3x4 Meter großen Leinwänden ihre Werke präsentieren wollen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Holze, „das ist einmalig!“ Die Bürgerstiftung unterstützt das Vorhaben mit einer Teilfinanzierung.